Dienstag, März 26, 2024
Diary

Fake News Baby Adolf

Offensichtlich hat der derzeitige Präsident der USA die Angewohnheit, jede öffentliche Information, die ihm nicht gefällt, als „Fake News“ zu verdammen. Was ihm nicht passt, das kann nur gelogen sein. Meines Erachtens handelt es sich dabei um eine Kommunikationsstrategie, die dazu beiträgt, die wahlberechtigte Bevölkerung zu verunsichern, anstatt sie anzuleiten, medienvermittelte Informationen kritisch zu hinterfragen.

Dass absichtliche gestreute Falschmeldungen tatsächlich existieren, steht außer Frage. Schon andere Wahnsinnige mussten sich damit auseinandersetzen, beispielsweise Adolf Hitler. Im Jahr 1933 zirkulierte ein Bild von Hitler als Baby durch die US-Printmedien, das ihn mit grimmigem Blick und Seitenscheitel zeigt. Die Winnipeg Free Press untertitelte das Bild gar mit der Frage: „Do you think this picture is prophetic of what figure he has become?“

Manipulierte „Adolf Hitler als Baby“-Fotografie (via hoaxes.org)

Durch den Abdruck des Fotos im Chicago Tribune wurde auch das Deutsche Konsulat auf das Bild aufmerksam. Dort stellte sich schnell heraus, dass es sich bei dem Bild um eine Fälschung handelt, und man beeilte sich, den Tribune zur Richtigstellung der Information aufzufordern – zusammen mit einer Fotografie, die den Führer als süßes, unschuldiges Baby zeigt. Doch obwohl sich einige Zeitungen um Klarstellung bemühten, zirkulierte das gefälschte Bild weiter um die Welt.

Hitler-Baby-Originalfotografie vor der Retusche (via hoaxes.org)

Erst 1938 lüftete sich das Geheimnis um den Ursprung des Bilds. Eine Frau aus Ohio erkannte in dem Hitler-Baby-Bild ihren Sohn wieder. Das Foto war 1931 aufgenommen worden, und fand unter bis heute nicht geklärten Umständen seinen Weg nach Europa. Aus einer netten Babymütze wurde dort ein Seitenscheitel, und stärkere Kontraste ließen das kleine Bübchen grimmiger aussehen. Über die Bildagentur Acme fand das nun veränderte Bild über London seinen Weg zurück in die USA. Und noch einmal machte das Bild seine Runde durch die Medien, nun mit einer letztendlichen Korrektur.

Falschinformation passiert, ob bewußt inszeniert oder auch nicht. Wer sich also auf Medieninformationen verlassen muss, um eine Entscheidung zu fällen, der prüfe kritisch. „Die Wahrheit“ ist oft komplex, schwer zu fassen, und von allen möglichen Interessen zersetzt. Für die geneigte Entscheiderin hilft es zumindest ein wenig, darauf zu achten, ob sich ein Medium um neutrale Berichterstattung bemüht. Dazu gehört die Bereitschaft Informationen zu widerrufen, Fehler einzugestehen, Gegendarstellungen zu berücksichtigen, sich um Beweisführung und Plausibilität zu kümmern.

Wer sich jedoch lieber von Beleidigungen und Babyfotos leiten lässt, sollte sich überlegen, ob es gescheit ist, überhaupt etwas zu entscheiden.

Quellen / Weiterführende Links