Mittwoch, April 24, 2024
Diary

Semantische Verirrung um die Wasserlacke

Wasserlacke bzw. Pfütze bzw. Lache (Dominicus Johannes Bergsma / wikimedia commons)
Gedenktafel zu Ehren Herbert Hönels, Erfinder von Lacken auf Wasserbasis
Gedenktafel zu Ehren Herbert Hönels, Erfinder von Lacken auf Wasserbasis

Als ich vor kurzem über den Campus der Uni Graz schlenderte, erblickte ich eine Gedenktafel und musste unwillkürlich lachen: „Dr. Herbert Hönel, Erfinder der Wasserlacke und Pionier auf dem Gebiet des Umweltschutzes“, stand da geschrieben.

Nun gut, dachte ich, es haben ja auch schon Blitze in hohe metallische Gegenstände eingeschlagen, bevor Benjamin Franklin den Blitzableiter erfunden hat. Ich fand es also naheliegend, dass Dr. Hönel ein Biologe gewesen sein muss, der sich näher mit Wasserlacken, deren Fauna und Flora, und sonstigen ökologischen Funktionen auseinandersetzte, und deswegen als ihr Erfinder gilt.

Tatsächlich geht es natürlich nicht um Pfützen, wie die Deutschen sagen würden, sondern um wasserlösliche Lackprodukte. Herbert Hönel hatte als Chemiker einen Weg gefunden, bei der Herstellung von Lacken Wasser anstatt von giftigen Harzen zu verwenden. Er trug damit nicht nur erheblich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lackproduktion bei, sondern auch zum Schutz der Umwelt.

Warum man in Österreich auf eine Gedenktafel nicht „Erfinder von Lacken auf Wasserbasis“ oder ähnliches schreibt, ist mir ein Rätsel. Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der unter dem Wort Wasserlacke eine kleine Ansammlung von (Regen-)Wasser versteht. Der Zusatz „Pionier…Umweltschutz“ trägt wohl auch kaum dazu bei, an industrielle Lackproduktion zu denken.

Quellen / Weiterführende Links