Sonntag, November 24, 2024
Diary

Such Is Life #6 | Der Henker Josef Lang

Josef Lang bei der Hinrichtung von Cesare Battisti (Quelle: w.c., gemeinfrei)
Josef Lang bei der Hinrichtung von Cesare Battisti (Quelle: http://www.executedtoday.com)
Josef Lang hinter „seinem“ Würgegalgen bei der Hinrichtung von Cesare Battisti (Quelle: wikimedia commons, gemeinfrei)

Josef Lang war wohl Österreichs berühmtester Scharfrichter und Henker. Zu seiner Zeit war er wohl als gutmütiger, ruhiger und allseits beliebter Mensch bekannt. Als Held des Alltags rettete er dem Opfer eines Raubüberfalls das Leben, beschenkte arme Kinder und war Ehrenobmann der freiwilligen Turnerfeuerwehr Simmering.

Die Todesstrafe an sich sah Josef Lang als notwendige Institution der Justiz und dem Volksempfinden entsprechend. Seine Tätigkeit als Scharfrichter führte er gewissenhaft und mit stolzem Berufsethos aus. Schließlich hatte ihn seine Gewissenhaftigkeit überhaupt erst zum Beruf des Henkers gebracht:  Während die Justiz einen neuen Scharfrichter suchte, erinnerte man sich an den Henkersgehilfen Lang, der seine Arbeit gut und vor allem schnell verrichtet hatte. Also wurde er offiziell berufen, schloss sein bis dahin geführtes Kaffeehaus, und gelangte zu einigem Ruhm als Scharfrichter.

Unter seinem Wirken fanden insgesamt 39 Menschen den Tod. Lang legte Wert darauf, den Verurteilten nicht zu große Qualen zu bereiten. Er hielt nicht allzu viel von der angelsächsischen Erhängungsmethode, bei der die Strangulation nach dem Sturz durch eine Falltür einsetzte, da diese, seiner Meinung nach, unnötig lange Schmerzen verursache. Er erzählte auch, dass er sich von seinen Gehilfen am damals gebräuchlichen Würgegalgen kurz hatte würgen lassen, um sich von der Effektivität seines Arbeitsinstruments überzeugen zu können. Nachdem sein Atem beklemmt war, hörte er Orgelspiel und Gesang. So war er der Ansicht, dass sein Werk bei den Todeskandidaten kaum Schmerz, sondern eher Wohlgefühl verursachte. Auch schilderte Josef Lang, er hätte einst einen Selbstmörder im letzten Moment vom Strick losgeschnitten, woraufhin sich dieser beschwerte, ihm die angenehmen Illusionen genommen zu haben.

Josef Lang geht schließlich als negative Figur in die Geschichte ein. Auf einem Foto in Karl Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“ repräsentiert der grinsende Josef Lang das „österreichische Antlitz“ der Kriegshysterie. Nach Abschaffung der Todesstrafe lebte Lang von seiner Rente und einem kleinen Einkommen als Hausmeister. Er verstarb im 70. Lebensjahr und war bis zuletzt überzeugt davon, als Scharfrichter gute Arbeit geleistet zu haben.

Quellen