Ich mag einfache Kost. So geschah es nach einem anstrengenden Tag vor ein paar Jahren, dass ich mir Erdäpfel und Sauerkraut zubereitete, um den Tag bekömmlich ausklingen zu lassen. Auf Gewürze verzichtete ich, da die (zwei) Zutaten ohnehin einem guten Geschmack genüge tun.
Kurze Zeit nach dem Essen hatte sich der Traum vom gemütlichen Tagesausklang in ein Desaster aus Magenkrämpfen verwandelt. Als ich dann verzweifelt und schmerzerfüllt herumlief, steckte mir Heiko, Medizinstudent und Wohnungskollege zu dieser Zeit, ich solle doch Kümmeltee trinken, um meinen Magen zu beruhigen. Und tatsächlich – das war die Lösung meiner Krämpfe.
Bis zu diesem Moment in meinem Leben war ich mit einem „Saumagen“ gesegnet gewesen. Deshalb entging mir vermutlich, dass viele Gewürze, die in der traditionellen Küche verwendet werden, nicht nur der geschmacklichen Aufwertung der Speisen dienen, sondern auch eine verdauungsförderliche Funktion erfüllen.
Gemeiner Kümmel (Carum carvi) ist einer der ältesten Gewürze der Welt. Als Phytopharmazeutikum wirkt es gegen Blähungen und ist stark krampflösend, was vor allem dem enthaltenen ätherischen Öl Carvon zugeschrieben wird. Als Naturheilmittel in der Küche wird es deshalb bei Beschwerden im Magen- und Darmbereich, Blähungen, Völlegefühl, nervösen Herz-Magen-Beschwerden (Zwerchfell kann aufs Herz drücken), oder Verdauungsstörungen bei Säuglingen eingesetzt.
Ich war damals auf jeden Fall heilfroh, wieder schmerzfrei zu sein, und hatte meine Lektion gelernt: Aus meiner jugendlichen, stillen Verachtung der „unkreativen“ Art, mit der in der österreichischen Küche gewürzt wird, wurde Respekt vor dem lange tradierten Wissen, das sich in manch‘ Rezepten verbirgt.
Weiterführende Links
- W. Arnold über Kümmel
- Kümmel auf de.wikipedia