Schlendert man in Graz den Griesplatz entlang, so passiert man eventuell die Reichengasse. Da die Gasse nicht ganz hält, was ihr Name verspricht, ergeben sich einige Hypothesen darüber, wie es wohl zu dieser Bezeichnung gekommen ist:
- Eine sozialistisch orientierte Stadtregierung wollte den Menschen im Arbeiterviertel Anerkennung zollen – im Sinne von „Aller Reichtum durch die Menschen für die Menschen“.
- Eine dem Geldadel nahe Stadtregierung benannte die Gasse so, damit auch symbolisch gestützt würde, dass die Reichen nicht so vermögend sind, wie von den Menschen „da unten“ immer angenommen wird.
- Eine kommunistische orientierte Stadtregierung wollte demonstrieren, welche Wohnumgebung sie sich für „kapitalistischen Reichen“ wünscht.
- Wohlhabende Bürger wollten einen Platz haben, wo ihre jugendlichen Kinder mal ordentlich „taggen“ können.
Tatsächlich scheint der Name „Reichengasse“ jedoch von einer mittelalterlichen Brandschutzmaßnahme abgeleitet zu sein. Kleine Gassen zwischen den städtischen Häusern dienten nicht nur der Ableitung von Regen und Abwässern, sondern sollten auch verhindern, dass ein Brand von einem Haus aufs andere übergreift. Praktischerweise ermöglichten die Gässchen auch das „Durchreichen“ von Löschwasser per Menschenkette. So gesehen sind in Graz auch die Pomeranzengasse und das Feuergässchen Reichengassen.
Quellen
- „Auf den Spuren der Reichen“ auf gsund.net