Montag, November 25, 2024
Diary

Komm auf die dunkle Seite – wir haben Nektar!

Eine Gruppe Touristen bleibt vor einem blühenden Strauch mir gegenüber stehen, betrachtet ihn gespannt, wechselt ein paar Worte und zieht weiter. Kurz darauf kommt ein Pärchen des Weges. Auch sie sind sichtlich angetan von dem Schauspiel, das sich ihnen dort bietet. Ich muss schmunzeln. Kann ich mich doch nur zu gut daran erinnern wie fasziniert ich das erste Mal war, als ich einen Strauch voller Xylocopa violacea gesehen habe. Wir hatten sie damals in Ermangelung besseren Wissens Darth-Vader-Biene getauft und ich muss gestehen, ich verwende den Namen noch heute. Nicht zuletzt deshalb, weil die korrekte deutsche Bezeichnung – Große violettflüglige Holzbiene – sich in etwa so flüssig in Sätze einbauen lässt, wie Deltaoidalikositetraeda.

Die Darth-Vader-Biene in Aktion (via wikimedia.org)
Die Darth-Vader-Biene in Aktion (via wikimedia.org)

Wie auch immer man zu diesen dunklen Lords des Insektenimperiums auch sagen mag, sie zählen mit einer Körperlänge von bis zu drei Zentimetern, mit zu den größten Bienen Mitteleuropas. Trotz ihres gefährlichen Äußeren gelten Exemplare dieser Art als sehr wenig aggressiv. Sie können zwar stechen, tun dies aber nur im äußersten Notfall.
Als Solitärbiene bildet die große violettflügelige Holzbiene (na was sag ich) nicht wie die Honigbiene einen Bienenstaat zur Brutpflege, sondern legt ihre befruchteten Eier, zusammen mit Nahrung für den Nachwuchs in bis zu 30 Zentimeter tiefe Gänge, die sie mit ihren Kauwerkzeugen in trockenes Totholz „nagt“. Nach circa 10 Wochen beißen sich dann 10–15 Exemplare einer neuen Bienengeneration ihren Weg ins Leben. Nach einer kurzen Zeit im Spätsommer, die der Nahrungsaufnahme dient, werden sowohl Weibchen wie auch Männchen den Winter in einem Holzgang ausharren, um sich im nächsten Frühsommer zu paaren und in den selben Holzstamm aus dem sie geschlüpft sind, einen neuen Gang für die nächste Generation zu treiben.

Leider wird der Lebensraum der großen violettflügeligen Holzbiene durch rigorose Garten- und Waldpflege immer kleiner, da immer weniger Totholzbestände stehen gelassen werden. Also ruhig mal auf die dunkle Seite wechseln und nicht jeden toten Baum und abgebrochenen Ast sofort entfernen, dann möge der Nektar mit euch sein.

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