Dienstag, Dezember 3, 2024
Diary

Das Märchen von Bangum und dem Schwein

Hier zwar Herkules und der erymantische Eber, aber eben auch ein Wildschweinkampf (via wikimedia.org)

Es war einmal ein junger Jäger aus edlem Haus. So könnte man das Märchen beginnen, das heute hier erzählt werden soll. Aber ich würde es unschicklich finden, euch, meine liebe Leserschaft, nicht zuerst über den Ursprung der Geschichte aufzuklären. So gibt es jetzt statt einem klassischen Märchenanfang mal einige Worte zur Genese.

Die Story vom guten Bangum, so der Name unseres Jagdgesellen, stammt aus der Zeit der englischen Christianisierung und ist, trotz der Weite des Internets, zumindest mit meinen Google-Künsten nicht auf Deutsch zu finden. Sie hat jedoch zumindest insofern Relevanz, dass sie in letzter Instanz bis in unsere Zeit hineinstrahlt. Dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Und nun zurück zur Geschichte.

Unser Protagonist trifft auf einem Ausflug mit jägerischer Absicht eine junge und wie sollte es anders sein, auch wunderschöne Frau, die er, der auch mit Heldenmut ausgestattet ist,  unverzüglich anspricht und, man darf davon ausgehen, auch aufs wildeste anbrät. Im Zuge des verbalen Eroberungsversuchs ihres Herzens erzählt ihm die Holde von einem Wildschwein, das in ebendiesem Wald sein Unwesen treibt und das schon hunderte tapfere Kämpfer das Leben gekostet hat. Bangum, mit einer ordentlichen Portion Überheblichkeit ausgestattet und im Kampf eine Chance zur Profilierung sehend, fragt, wo man das Schwein finde, da er es zu töten gedenke und erhält als Antwort, dass er nur sein Horn blasen müsse, dann werde es schon kommen, das Schwein. Das Mädchen entfernt sich vom Ort des herannahenden Kampfes und Bangum veranstaltet mit seiner mitgebrachten Tröte einen riesen Radau, woraufhin das Wildschwein kurze Zeit später aus dem Dickicht bricht. Nach einem langen, kräftezehrenden Kampf, der laut frühen Quellen mehrere Tage dauerte, mit Abnahme der Heldenverehrung jedoch auf einige Stunden gekürzt wurde, bezwingt unser Protagonist die Sau. Muss jedoch im selben Augenblick feststellen, dass die zuvor von ihm angebetete Auskunftsgeberin ein Wechselbalg, oder gar eine Hexe ist. Denn anstatt zu sterben, verwandelt sich das Schwein in eben jene. Und als ob das nicht genug wäre, verfällt diese auch noch Zusehens, bis er sich einem alten bösen Weib gegenüber sieht, das er dann auch auf der Stelle erschlägt.

Und während unser Held glücklich und zufrieden bis zum Ende seiner Tage weiterlebt, darf man sich in der Trift fragen: Warum hat er uns das bloß erzählt. Aber dazu demnächst mehr.