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Auf Weltreise mit Michael Palin

Sir Michael Palin kennt man als singenden Transvestiten-Holzfäller von Monty Python und als stotternden unfreiwilligen Hundekiller aus Ein Fisch namens Wanda. Aber in der Zweitkarriere ist er vor allem eins: Ein geborener Globetrotter.

Alles begann Ende der 80er Jahre, als die BBC den Ex-Python überredete, wie einst Phileas Fogg zu versuchen, nur zu Lande und zu Wasser in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Daraus entstanden eine siebenteilige Doku und ein Buch, beides sehr empfehlenswert. 

In der Victoria Station geht alles los. Noch ahnt er nicht, worauf er sich einlässt…

Schon vor über 30 Jahren war es erstaunlich schwer, ohne Flugzeug um die Welt zu reisen. Weil es praktisch keine regulären Passagierschiffe mehr gab, musste Michael Palin das Arabische Meer auf einer altertümlichen Dschunke mit einer ebenso altertümlichen Crew überqueren, und den Pazifik auf einem riesigen Containerschiff, dessen Crewabende schönsten Skikurscharme verströmten.

Aber für Michael Palin war „In 80 Tagen um die Welt“ erst der Anfang. Seitdem reiste er mit Filmcrew von Pol zu Pol, durch den Himalaya, Brasilien, Osteuropa, die Sahara und zuletzt gar Nordkorea. Dabei unterhält er sich mit dem Dalai Lama über die Auswirkungen von Jetlag auf den Stuhlgang, lässt sich in Indien von einem blinden Barbier rasieren, plaudert mit Kopfjägern, trifft senegalesische Seifenopernköniginnen und Skiverkäufer in der Wüste, schunkelt zu deutschem Liedgut in einem Bierkeller in Brasilien und fährt regelmäßig mit den schlimmsten Zügen der Welt.

Erzählt er Seiner Heiligkeit etwa gerade den Dead-Parrot-Sketch?

Und ich sehe ihm mit riesengroßer Freude dabei zu. Es ist einfach herrlich, wie dieser charmante und aufgeschlossene Mann fremden und aus unserer Sicht oft bizarren Menschen, Orten und Sitten begegnet. Michael Palin ist eben kein Tourist, sondern ein Globetrotter im besten Sinn, mit einem ehrlichen Interesse für die Orte und Menschen, die er besucht. Und mit einem untrüglichen Gespür für skurrile Situationen – teilweise ist mir beim Zuschauen fast der Schädel explodiert, so schräg ging es zu. Außerdem ist er auf beste Weise britisch – nicht arrogant oder verstockt, sondern unverkennbar englisch-eigen, leicht tapsig, aber auch mit der berühmten steifen Oberlippe angesichts widriger Umstände und mit unkaputtbarem Humor gesegnet. Ganz getreu dem Ratschlag, den ihm ein reiseerfahrener Kollege vor seiner ersten Weltreise mitgibt: In brenzligen Situationen sei so britisch wie möglich.

Genau so hab ich mir einen Reiseschriftsteller immer vorgestellt.

Gerade in Zeiten wie diesen ist Michael Palin für mich der ideale Reiseführer, um trotz Lockdown den Horizont zu erweitern. Wobei, Corona hin oder her, ich wäre auch sonst nie mit Nomaden durch die Wüste gewandert oder hätte ein chinesisches Restaurant besucht, das genau so funktioniert wie das Steakhouse bei den Simpsons, wo man sich die Kuh aussucht, die man essen will – nur mit Schlangen statt mit Rindern. Umso schöner, dass es Michael Palin für uns getan hat. Seine Reiseabenteuer gibt es in Buchform zum Nachlesen, auf DVD, aber auch gratis auf Dailymotion zu sehen. Und nicht zuletzt hat ja auch Trift seinen eigenen Globetrotter vom Dienst: Wolli berichtet bei uns regelmäßig von seinen Abenteuern in Indien und Kenia. Der Nachfolger für den nicht mehr ganz jungen Palin steht also schon parat.

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