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Das Ende der Onlinebanane in China

Selbstverständlich gibt es in der westlichen Welt auch Programme und mobile Apps, mit denen Livestreaming möglich ist. Twitters „Periscope“, Facebooks „Live“ oder Googles „Hangouts“ sind jedoch im Vergleich zu ihren chinesischen Pendants höchstens lächerliche Nischenplayer.

Diversen Medienberichten zufolge benutzten im letzten Jahr rund die Hälfte aller Internetbenutzer in China eine Streaming-App. Das Medienformat Livestreaming kann man sich in China circa so vorstellen: Der „Star“ eines Streams filmt sich selbst, während eine mehr oder weniger große Menge an „Konsumenten“ zusieht und per Chat mit dem Produzenten interagieren kann. Hier werden nun Geschichten erzählt, Grimassen geschnitten, es wird getanzt, gesungen… und das oft stundenlang.

Ricey Chen bei der "Arbeit" (via techcrunch.com)
Ricey Chen bei der „Arbeit“ (via techcrunch.com)

Als vordergründiges Motiv geben die Produzenten an, dass es einfach Spass macht oder man so nette Leute kennenlernt. Nebenbei wird Geld verdient, denn die Zuseher können den Streaming-Stars auch digitale Geschenke machen. Für einen „digitalen Sticker“, der ein teures Auto symbolisiert, und der beispielsweise 30 US-Dollar kostet, kann es dann schon passieren, dass der Streaming-Star – meist junge Mädchen – nicht beim eigentlich vorgesehen Programm bleibt, sondern den Wunsch des spendablen Zusehers erfüllt. Dann werden die Lieblingslieder vorgesungen, kindlich getanzt, persönliche Geschichten erzählt, oder aber auch Bananen gegessen.

Junge Frauen machen rund 70 bis 80 Prozent der „Stars“/“Produzenten“ aus, während nur rund 20 Prozent der Zuseher weiblich sind. Es scheint also, als würden in China digitale Geschenke den klassichen Alltagsflirt ersetzen und die Anbieter der Streaming-Plattformen verdienen dabei kräftig mit. Und immerhin verdienen auch die Stars ihrer eigenen Show oft nicht schlecht an den Hoffnungen der männlichen Zuseherschaft.

Illegales Livestreaming von Bananenverzehr (modded / via youtube.com)

Die rigiden Zensurbehörden Chinas sehen bei diesem Geschäftstreiben natürlich auch nicht tatenlos zu. Dieses Jahr wurden die Plattformanbieter dazu verpflichtet, die Inhalte der Streams zu überwachen und jegliches Verhalten, das nicht den guten Sitten entspricht, zu unterbinden. Sexuelle Handlungen, Rauchen oder Alkoholgenuss sind im Livestream tabu. Das Tragen von Strumpfhosen und das Verspeisen von Bananen ebenso.

Quellen

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