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Das Krim-i Poklonskaja vs. Bandera

Ukrainische Jubiläumsbriefmarke von 2009 (Wikipedia)
Bandera auf einer ukrainischen Jubiläumsbriefmarke von 2009 (Wikipedia, gemeinfrei)

Aus den Medien erfahren wir, dass die politische Lage im Osten der Ukraine weiterhin brenzlig bleibt, und der weitere Verlauf der dortigen Ereignisse kaum abzusehen ist. Die Russen halten am „Tag des Sieges“ über Nazideutschland eine prunkvolle Militärparade ab, die Ukraine sieht dies als Provokation an. Symbolisch hängt das wohl auch damit zusammen, dass der ehemalige ukrainische Politiker Stepan Bandera (+1959) in der Westukraine als Nationalheld gilt, und in der Ostukraine, Russland und einigen anderen Staaten als Nazi-Kollaborateur und Verbrecher verrufen ist. Ein Symbol gegen den Nationalsozialismus soll also als Zeichen gegen Kiew dienen.

Auf die ukrainisch-russische Kontroverse um Bandera wurde ich aufmerksam, als ich vor ein paar Tagen die Abrufstatistik der russischen Wikipedia ansah und feststellte, dass sich die Russen sehr für zwei Personen interessieren: Stepan Bandera, der von den russischen Medien vielleicht als Nazi instrumentalisiert wird, und Natalja Poklonskaja, die „hübsche“ Generalstaatsanwältin von der Krim.

Superstar Natalja Poklonskaja

Natalja Poklonskaja (Kremlin.ru, Natalia Poklonskaya August 2015 (cropped), CC BY 4.0)

Obwohl die 34-jährige Natalja Poklonskaja nunmehr eine wichtige Figur im Rechtswesen der „neuen“ russischen Republik Krim ist, verdankt sie ihre Popularität einem Internet-Hype um ihre Schönheit. Ein Video, das sie auf einer Pressekonferenz zeigt, brachte es am ersten Tag auf Youtube auf über 300.000 Views – in Japan. Den Japanern schienen die politischen Hintergründe dabei relativ egal zu sein, denn auf Untertitel wurde verzichtet, und der englische Titel des gehypten Videos lautet „New Attorney General of Crimea is beautiful“. Um Poklonskaja etablierte sich sogleich ein Fankreis und binnen kürzester Zeit kursierten zahlreiche Manga-Adaptionen (u.a. pornografische) im Netz.

Die Begeisterungswelle schwappte alsbald nach Russland über. Nachdem ein Liebeslied an Natalja auf Youtube bereits ziemlich erfolgreich gewesen war, setzt nun seit Mitte April ein russischer Disco-Schlager neue Akzente.

Natalja Wladimirowna Poklonskaja wird von der Ukraine offiziell als Verbrecherin gesucht, doch auf der Krim leistete die Generalstaatsanwältin während einer Zeremonie zum 70. Jahrestag der Befreiung der Krim von Nazideutschland einen Eid, in dem sie schwor, die Verfassung und die Gesetze der Russischen Föderation zu schützen.

Die (russische) Moral von der Geschicht‘: Brave Natalja – böser Stepan!

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