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Ich denke, also bin ich interpassiv

20160220_diary552_affe-mensch-evolution-computerFolgende Situation: Man sitzt im Theater. Ein Schauspieler liegt zusammengesunken und regungslos auf der Bühne und verkörpert einen toten Menschen. Plötzlich muss der Schauspieler laut nießen…. das Publikum bricht in Gelächter aus.

Doch warum lachen wir in einer solchen Situation? Als Zuschauer wissen wir doch, dass die Szene fingiert ist, und der Schauspieler nicht tot sein kann. Es wäre somit nichts komisches daran, wenn jemand niest. Nach der Theorie der Interpassivität freuen wir uns darüber, dass nicht wir, sondern der fiktive, naive Zuseher getäuscht wurde, der jetzt erst realisiert, dass diese Person auf der Bühne gar nicht tot ist.

Das von Robert Pfaller erarbeitete Konzept der Interpassivität beschreibt die Praxis von Menschen, eigene Handlungen und Empfindungen an äußere Objekte zu deligieren. Andere erleben etwas, und wir können mitfühlen ohne dem Risiko ausgesetzt zu sein eine Situation selbst zu erleben. Man könnte somit auch „deligiertes Genießen“ dazu sagen. Und auch an Dinge kann das eigene Erleben abgegeben werden.

Beispiele für Interpassivität gibt es in unserem Leben viele:

Für eine gesellschaftskritische Beobachtung kann das Konzept der Interpassivität durchaus brauchbar sein. Es drängt sich die Frage auf, wie viel der westlich-moderne Mensch überhaupt noch selbst erlebt. Ist der Alltag vieler Menschen nicht schon das perfekte kapitalistische Hamsterrad? Schlafen, arbeiten, passiv erleben, schlafen, arbeiten, passiv erleben, schlafen, arbeiten, passiv erleben… und je interaktiver das Angebot, desto weniger fällt das interpassive daran auf…

Quellen / Weiterführende Links

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