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Philosophie in Aktion

Diogenes (wikimedia commons)
Diogenes (wikimedia commons)

Bei Streitgesprächen kommt es hin und wieder vor, dass jemand verteidigend einwirft, ein Argument sei zu philosophisch. „Das ist philosophisch betrachtet vielleicht so!“ oder „Jetzt bitte nicht zu Philosophieren beginnen!“ sind Beispiele für Einwürfe zur Abwehr von Argumentationslinien, die den Eindruck erwecken zu kopflastig bzw. zu theoretisch zu sein. Doch Philosophie bedeutet nicht immer, um den heissen Brei herumzureden. Sie kann auch gut durchdachte Grundlage praktischen Handelns sein.

Einer der berühmtesten Vertreter derartig praktischer Philosophie war Diogenes von Sinope (~410 v. Chr – ~320 v. Chr). Obwohl Diogenes vermutlich niemals selbst Schriften verfasst hat, existieren zahlreiche überlieferte Anekdoten rund um das Leben und Wirken des Philosophen. Sie zeichnen das Bild eines Mannes, der nichts am Hut hatte mit Dingen, die nicht notwendig erschienen. Lediglich die menschlichen Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken, Bekleidung, Unterkunft und Geschlechtsverkehr sollten seinen Ansichten zufolge unhinterfragt gestillt, alle weiteren Bedürfnisse könnten abgelegt werden.

Diogenes führte sein Leben nach diesen Grundsätzen. Er lebte auf der Straße, ernährte sich von Wildpflanzen oder Almosen, und schlief in Säulengängen oder anderen einfachen Behausungen („Der Weise in der Tonne“). Obwohl es damals als unanständig galt, am Marktplatz zu essen, speiste er dort regelmäßig. Seiner Ansicht nach sollte nichts, was im Privaten keinen Scham hervorruft, in der Öffentlichkeit verpönt sein. So soll Diogenes auch seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt haben, indem er öffentlich masturbierte. Sein Lebenswandel und seine Schamlosigkeit brachten ihm schließlich den Beinamen „Hund“ (kýōn) ein – ein Beiname, der ihm angeblich sehr zusagte.

Den Praxisbezug seiner Lebensphilosophie demonstrieren zahlreiche Geschichten:

Der Aufruf, sich in einer Diskussion nicht in Philosophie zu verlieren, soll darauf hinweisen, sich an einfachen Regeln zu orientieren, anstatt sich mit theoretischen Spitzfindigkeiten aufzuhalten. Diogenes Philosophie ruft zum Hinterfragen gesellschaftlicher Konventionen und fragwürdiger Notwendigkeiten auf. Philosophie kann so gesehen auch ein Mittel dazu sein, Dinge zu vereinfachen – und nicht zu philosophieren die Sachlage höllisch kompliziert machen.

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