Schon Anfang 2016 haben wir hier berichtet, wie Nofretete aus dem Neuen Museum Berlin digital entführt wurde. Vermutlich inspiriert von diesem Beitrag bin ich unlängst auf die nunmehr faszinierende Einfachheit der Photogrammetrie gestoßen. Und das nur, weil ich einen Baumstamm fotografieren wollte, dessen Form auf einem Foto partout nicht zur Geltung kam. Um also seine schöne, knorrige Struktur zu erfassen, hätte ich entweder ewig auf das richtige Licht warten können, oder den Versuch wagen per 3D-Scan an die Sache heranzugehen.
Ich hatte bis dahin nur gelesen, dass 3D-Scans per Smartphone mittlerweile ganz brauchbar wären. Flugs war also die erstbeste App installiert. Den Anweisungen folgend lief ich im „Rekorder“-Modus um den Baumstamm, während die App selbständig ca. 70 Aufnahmen des Strunks anfertigte. Im nächsten Schritt wurden die Daten auf die Server des App-Anbieter hochgeladen, wo daraus algorythmisch ein 3D-Modell errechnet wird… und voilà: Da war ein sauberes Modell des Objekts auf meinem Gerät – zum Drehen, Zoomen, Bearbeiten und zum Bestaunen.
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Von der Idee bis zum Ergebnis waren kaum fünf Minuten vergangen, und das Resultat zeigte sich verblüffend gut. Dabei hatte ich einige Winkel gar nicht erfasst (von schräg unten und oben). Die fehlende Information war einfach interpoliert worden.
Im nächsten Anlauf hatte ich die Plastik im Kopf und wollte versuchen eine Büste im Grazer Stadtpark zu scannen. Diesmal lief ich dreimal im Kreis, das Smartphone auch von schräg unten und oben auf das Objekt gerichtet. Binnen Minuten entstand ein 3D-Modell, das sich vermutlich direkt an den 3D-Drucker schicken lässt.
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Schon lange war ich nicht mehr so begeistert von einer technologischen Innovation. Also lasst uns nicht nur die Nofretetes dieser Welt befreien, sondern auch Ersatzteile kopieren, künstliche Bonsais drucken, oder was uns sonst noch so einfallen mag.