Ganz im Westen Mexikos, dort wo das einwohnerreichste spanischsprachige Land an die USA grenzt, befindet sich die Landbrücke der Halbinsel Niederkalifornien. 1200 km lang und an der breitesten Stelle 220 km breit liegt sie am Pazifik und wird durch den Golf von Kalifornien vom mexikanischen Festland getrennt.Dieses Stück Land hat europäischen Kartographen und den spanischen Entdeckern bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts einiges an Kopfzerbrechen bereitet.
Aber sehen wir uns die Sache mal chronologisch an:
1533 entdeckten Meuterer eines spanischen Expeditionstrupps den Südzipfel und hielten ihn für eine mystische Insel, ähnlich dem Garten Eden. Die Spanier errichteten eine Siedlung und fanden sechs Jahre später heraus, dass es sich keinesfalls, wie vermutet, um eine Insel handelte, sondern, dass es im Norden einen Übergang zum Festland gab. Dazu entsandten sie zwei Schiffe, wovon eines die Ost- und eines die Westküste Richtung Norden bereiste. Diese Erkenntnis spiegelt sich in den Karten der Zeit wieder und so findet sich zum Beispiel eine korrekte Darstellung der Baja California, wie die Insel in Landessprache heißt, auf einem 1578 von Gerhard Mercator, heute vor allem für seine Kartenprojektionen bekannt, gefertigten Globus.
Genährt durch Reiseberichte einer erfundenen Segelexpedition eines Spaniers im Jahr 1592 und einer Überlandexpedition des Gründungsgouverneurs von New Mexiko 1604, die beide von einem durchgehenden Golf von Kalifornien berichteten, keimte der Inselmythos erneut auf, sodass auf der Karte von Michiel Colijn Niederkalifornien wieder als Insel aufschien. Diese Karte Colijns wurde zur Grundlage fast aller Weltkarten im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert. Und so wurde Niederkalifornien über 100 Jahre lang wieder zur Insel, zumindest in den Karten und so auch in den Köpfen.
Erst eine 1698 startende Expedition eines jesuitischen Missionars stellte den Inselstatus wieder in Frage, konnte aber nicht alle Zweifel aus der Welt räumen und spaltete die europäische Kartographengemeinschaft.
Der endgültige Beweis über den Festlandanschluss wurde erst weitere 80 Jahre später, 1776, durch den ebenfalls der jesuitischen Gemeinschaft angehörenden Juan Batista de Anza erbracht. Seit dem steht fest, Niederkalifornien ist eine Halbinsel.
Jedoch nicht für immer, denn in 25 Millionen Jahren werden tektonische Vorgänge dazu geführt haben, dass die Baja California tatsächlich eine Insel sein wird. Aber bis dahin werden wir uns sowieso an so manche Änderung auf unseren Karten gewöhnen müssen.