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Don Jon

Pornos sind aus dem Internet genauso wenig wegzudenken wie Trift (auch wenn wir natürlich sexier sind). Aber wenn Hollywood sich des Themas Sex annimmt, ist das meist so unterhaltsam wie vom Undertaker in den Schwitzkasten genommen zu werden. Zum Glück gibt’s Ausnahmen wie Don Jon.

Don Jon Filmplakat

Einem Film, der im Nachspann einen „Pornography Consultant“ aufführt, nimmt man ab, dass er es mit dem Thema ernst meint. Aber auch wenn der Pornoberater mein heimlicher Held ist und ich gern mehr über dessen Berufsprofil und Ausbildung wissen möchte, die richtige Hauptfigur des Films ist natürlich der titelgebende „Don“ Jon, ein, na ja, Vollprolo aus New Jersey, der als Barkeeper arbeitet, sich hauptsächlich aber der Aufmuckitionierung seines Luxuskörpers, der Pflege seiner Junggesellenbude, dem Schimpfen beim Autofahren und der Kunst des gepflegten Aufreißens widmet. Und Internetpornos. Sehr vielen Internetpornos. Denn obwohl der „Don“ einen Riss bei Frauen hat, bei dem Durchschnittstrottel wie ich grün vor Neid werden, gibt ihm Sex doch nicht den Kick, den er sich bei Pornhub holen kann. Dementsprechend hat der Mann einen höheren Taschentuchverbrauch als die meisten Heuschnupfenopfer.

Ich würd diesem Lächeln auch nicht widerstehen können (via lunafilm.at)

Don Jon neigt auch zum Monologisieren und erinnert nicht nur deshalb an einen anderen Verführer, dem jemand ein Macbook mit Schweinkram in die Hand gedrückt hat. Wie sein noch zynischerer und sexistischerer Cockney-Cousin Alfie ist Don Jon aber zumindest ehrlich hinsichtlich dessen, was er vom Leben und von Frauen will. Und mal Butter bei die Fische, wer als Mann nicht zumindest einige der Ansichten des Don über Sex, Beziehungen und den ganzen Kram ab und zu selbst mal schon bei sich gedacht hat, ist ein selteneres Exemplar als Alf vom Melmac.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Vater und Sohn im feinsten Feinripp (via lunafilm.at)

Bei der Brautschau verkörpert Don Jon die Antithese zum ehemaligen österreichischen Teamchef Hickersberger, denn er sucht eher die Besten als die Richtigen. Da ist es kein Wunder, dass er bald bei einer landet, die aussieht wie Scarlett Johansson. Aber ist diese Barbara auch wirklich die Beste? Oder die Richtige? Wird sie ihn von seinen Pornos wegbringen? Und was sagt eigentlich der Pfarrer, bei dem der tief-naiv gläubige Don Jon allsonntäglich beichten geht, zu all den onanistischen und sonstigen Eskapaden? Nur so viel sei verraten: Weil das ein Film ist und kein Wachsfigurenkabinett, macht der Mann natürlich eine Entwicklung durch. Die ist zwar nicht frei von Klischees, aber dafür erfreulich frei von jedem erhobenem Zeigefinger.

Jäger auf der Pirsch: Don macht sich an Barbara ran (via lunafilm.at)

Don Jon ist ein ungewöhnlicher Film, weil er Sex und Selbstbefriedigung auf so unaufgeregte und unmoralisierende, ja, man möchte sagen erwachsene Weise behandelt, wie man es Amerikanern eigentlich gar nicht zutraut. Aber Joseph Gordon-Levitt, der Don Jon nicht nur spielt, sondern auch geschrieben und inszeniert hat, ist auch kein gewöhnlicher Amerikaner. Er sorgt mit seiner Darstellung dafür, dass mir dieser Prolo dann doch ans Herz gewachsen ist. Dazu glänzen Scarlett Johansson, Julianne Moore und Tony Danza als Oberproll-Familienoberhaupt. Die fantastischen Schauspieler sind sicher der Hauptgrund, dass der einigermaßen gewagte Film nicht in die Hose geht, sondern ein echter Volltreffer ist.

Don Jon ist witzig, macht bissige Kommentare zur Übersexualisierung unserer westlichen Welt und erzählt mehr Wahrheiten über Männer, Sex und Beziehungen als 50 romantische Komödien zusammen. Ich hab mich beim Zuschauen jedenfalls mehr als einmal auf charmante Weise ertappt gefühlt – wie von einem Kumpel, der überraschend hereinplatzt, wenn man gerade unter der Bettdecke die Schlange würgt, und sich ohne eine Szene zu machen einfach wissend lächelnd diskret wieder zurückzieht.

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