Eigentlich sollte der nach Herman Melvilles Roman benannte Weißwal Moby Dick in den englischen Zoo gebracht werden, als das Transportschiff in einem Orkan beinahe kenterte, und der Beluga in die Nordsee gespült wurde. Über den Hafen von Rotterdam gelangte er in den Rhein, den er bis Bonn flussaufwärts schwamm; 300 Kilometer entfernt vom Meer, und tausende Kilometer entfernt von arktischen Gewässern, dem üblichen Lebensraum der Belugawale.
Am 16. Mai 1966 gingen einige Meldungen bei der Wasserschutzpolizei über Walsichtungen ein. Diese stammten von Rheinschiffern, die bei Duisburg auf den Wal aufmerksam wurden, und die daraufhin von der Wasserschutzpolizei auf Blutalkohol getestet wurden. Die Tests verliefen durchwegs negativ, die Meldungen bestätigten sich.
Der Direktor des Duisburger Zoos versuchte Moby Dick mittels Netzen und Betäubungspfeilen einzufangen. Die Jagd wurde allerdings von Aktivisten gestört, indem diese Orangen von einem Luftschiff aus in den Rhein warfen. Nach massiven Protesten der Bevölkerung und offiziellen Protesten aus den Niederlanden wurde die Jagd schließlich eingestellt.
Nachdem sein Auftauchen in Bonn am 13. Juni eine Bundespressekonferenz sprengte, wechselte Moby Dick seinen Kurs und schwamm wieder rheinabwärts. Drei Tage später wurde er das letzte Mal beim Erreichen des offenen Meeres, bei Hoek van Holland, gesichtet.
Das Ereignis stellt in vielerlei Hinsicht den Beginn der Umweltschutzbewegung in Deutschland dar. Tatsächlich wurden noch 1966 die ersten wirksamen Umweltschutzgesetze in Deutschland verabschiedet. Der Rhein galt damals noch als „Kloake“, da viele Abwässer von Städten und Chemieanlagen größtenteils ungefiltert in den Fluss geleitet wurden.