Plötzlich raschelte es am Balkon. Mit einem panischen Blick zur Türe überzeugte ich mich, ob niemand da draußen war. Doch das konnte nicht sein: Vierter Stock, schwer zugänglich. Dann erneut dieses Geräusch – ein beständiges, lautes Kratzen. Wieder sah ich verunsichtert zur Türe hin, doch da war niemand. Draußen kratzte und scharrte es weiter. Von meinem Bürostuhl aus, konnte ich unmissverständlich feststellen, dass es vom Balkon kam, doch dort war nichts zu sehen.
Nach einigen Minuten wurde mir unheimlich zumute. Die Quelle des Geräuschs musste ausfindig gemacht werden, und ich schritt auf den Balkon hinaus: In regelmäßigem Abstand kommen dort immer wieder gierige Wespen vorbei und nagen von der Schilfmatte, um sich dann irgendwo aus meinem Sichtschutz ein Nestchen bauen zu können. Nie hätte ich gedacht, dass ein gerade einmal 2 cm großes, filigranes Tier derart laut sein könnte.
Mittlerweile hab‘ ich mich an die Schilfräuber gewöhnt und schaue ihnen gerne beim Arbeiten zu. Auch das kratzende Geräusch stört nicht weiter meine Ruhe, ich genieße es als originären Ambientsound.
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