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Afrikanisches Tagebuch #3 Warzenschweine und Kinder haben Vorrang

Nairobi, 05.09.2019

Heute holte mich Isaac bereits um sechs Uhr morgens ab, um in den Nairobi National Park zu fahren. Wir fuhren mit dem hauseigenen Landrover, denn in den Nationalparks sind Allradfahrzeuge gefragt. Isaac war höchst erfreut darüber, mit dem Rover fahren zu dürfen, denn im Gegensatz zu fast allen anderen Autos hier besitzt dieser Gangschaltung. Dass ihm das Fahren damit und auf den frühmorgens noch ungewöhnlich leeren Straßen Nairobis viel Freude bereitete merkte man vor allem an seinem Fahrstil. Glücklicherweise war ich noch zu schlaftrunken, um mich darüber zu echauffieren, dass er mit 90 km/h über die zweispurigen Einzugsstraßen Nairobis raste.

Am Parkeingang wurden wir zunächst von einer Horde Paviane begrüßt, die fröhlich auf den Gebäuden und darum herum turnten und auf einem Schild wurden wir darauf hin gewiesen, dass Kinder und Warzenschweine Vorrang haben.

Kaum im Park ging die Sensation auch schon los. Wir waren keine fünf Minuten unterwegs, da stießen wir auf die erste Familie von Spitzmaulnashörnern – Zwei Erwachsene mit Babynashorn – entzückend!

Mama Nashorn und Kind

Und in dieser Tonart ging es weiter. Jede Menge Antilopen, Giraffen, Vögel, Zebras, Büffel und sogar ein Rudel Löwen, das gut getarnt faul im hohen Gras lag und sich durch nichts stören ließ. Im Hintergrund stets die Skyline von Nairobi, denn der Park liegt innerhalb des Stadtgebietes und ist von den benachbarten Wohnvierteln nur durch einen Zaun getrennt. Oder aber vor der Kulisse der modernen Eisenbahnlinie, die vor wenigen Jahren von chinesischen Investoren mitten durch den Park gebaut wurde. Wir konnten sogar von der Ferne ein Rudel Löwen beobachten, wie es zwei Büffel verfolgte, wohl auf eine gute Gelegenheit wartend, ihren Jagdtrieb zu befriedigen. Leider konnten wir das Spektakel nicht bis zu Ende verfolgen, da ich noch zum Sheldrick Wildlife Trust wollte, der jeden Tag nur genau eine Stunde seine Pforten für die Allgemeinheit öffnet. Sheldrick Wildlife Trust ist eine Stiftung, die sich der Rettung und Auswilderung von verwaisten Elefantenjungen verschrieben hat. Im Zuge des Besuchs lernt man alle derzeit dort befindlichen Elefantenjungen und ihre Geschichte kennen. Scheinbar fröhlich machen sie das Programm mit und unterhalten das Publikum auf rührende Weise mit ihren Spielen und Späßen und lassen sich dabei sogar streicheln.

Anschließend ging es wieder in einen Supermarkt, um uns etwas zu essen zu kaufen. Vor dem Markt stand eine Honda Transalp – das erste richtige Motorrad, welches ich in Kenia zu Gesicht bekam. Als ich sie mir genauer ansah, traute ich meinen Augen kaum: Kennzeichen FB mit steirischem Wappen – Feldbacher! Im Supermarkt traf ich dann tatsächlich die Besitzer, ein weststeirisches Paar, das in den letzten drei Monaten 12.000 Kilometer von Kapstadt bis nach Nairobi zurückgelegt hatte und nun wieder nach Südafrika zurück fahren würde. Wir unterhielten uns kurz, ehe alle wieder ihrer Wege fuhren.

Im Giraffenzentrum

Isaac brachte mich noch zu einer Zuchtstation für die vom Aussterben bedrohte Rothschildgiraffen, wo man selbige aus nächster Nähe betrachten und füttern konnte, die ansonsten aber nach all den Tieren davor in freier Wildbahn unspektakulär blieb.

Wie auch schon gestern entpuppte er sich wieder als unermüdlicher Fremdenführer, da er mich am Heimweg auch noch zu einem Handwerksbetrieb führte, in dem Tonarbeiten aller Art hergestellt werden. Es ist ein Sozialprojekt, das 1975 mit drei alleinerziehenden Frauen, welche dort Arbeit fanden, begonnen wurde und mittlerweile über 300 Angestellte, in der Zwischenzeit auch teilweise Männer, zählt. Diese produzieren Schmuck, Keramik und Lederartikel aus deren Verkauf sich das Projekt finanziert. Ich wurde durch die Fertigungsbereiche geführt, wobei die ArbeiterInnen teilweise darum baten, fotografiert zu werden. Abschließend wird man natürlich in den Laden geführt, wo die Erzeugnisse verkauft werden.

Arbeiterin der Tonfabrik

Voll von Eindrücken, Bildern und Erlebnissen aß ich bei Palvi zuhause noch mit ihr zu Abend, ehe wir uns früh schlafen legten, da wir morgen in die Masai Mara auf Safari fahren werden.

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