Dagegen wirken die Errungenschaften menschlicher Kultur oft wie ein müder Abklatsch: Mistkäfer navigieren seit Unzeiten, indem sie sich am Sternenhimmel orientieren, Hummeln fliegen, obwohl sie das eigentlich nicht können, Wespen liefern das beste Material für Zombiefilme, Muscheln sind nach Belieben transsexuell, Spinnen konservieren und Lagern ihr Essen in handgestrickten Netzen, Affen lieben lustige Selfies, und auch die primitive Sauftour mit anschließender Schlägerei ist eine Sache, die jedes Schwein gerne macht.
Als Vorlage für einen „neuen“ Gruselfilm könnte auch die Fangtechnik einiger Ameisenlöwen (lat. Myrmeleontidae) dienen. Diese Larven buddeln Trichter in den Sand und vergraben sich an dessen unterster Spitze. Stolpern ahnungslose Kleintiere in einen solchen Trichter, gibt es oft kein Entkommen mehr. Die Flanken sind derart steil angelegt, dass viele Beutetiere trotz großer Bemühungen ans Trichterende rutschen, wo der Schlund des gefräßigen Ameisenlöwen wartet. Um die Prozesssicherheit zu erhöhen (=Beute flüchtet nicht), wirft der Ameisenlöwe dem Opfer meist noch Sand vor die Füße. Derart finden Ameisen, Spinnen, Tausendfüßler oder gar auch kleine Regenwürmer ihr schauriges Ende.
Die Schnappkieferameise (lat. Odontomachus) weiß jedoch zu entkommen. Mit ihren starken Manibeln kann sie nicht nur Jagd auf andere Insekten machen, sondern sie so schnell zuschnappen lassen, dass sie bis zu 40 cm weit hinweggewirbelt wird. Von Flugkontrolle kann bei diesen Sprüngen keine Rede sein, im Vergleich zu anderen Ameisenarten ist ihre Überlebenswahrscheinlichkeit beim Trichtersturz dadurch aber um ein Vielfaches höher.
Bei so viel Geschick kann man nur noch hoffen, dass die Ameise schließlich am Leben bleibt und nicht einem verrückten Menschen zum Opfer fällt, der glaubt, er müsse Ameisenbaue mit heißem Aluminium ausfüllen, um die Welt um ein Stück „kreativer Kunst“ zu bereichern.
Weiterführende Links
- Slo-Mo-Aufnahmen von Schnappkieferameisensprüngen auf youtube.com
- Antlion Death Trap (National Geographic) auf youtube.com
- Mandible-Powered Escape Jumps in Trap-Jaw Ants Increase Survival Rates during Predator-Prey Encounters bei PLOS one