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Diary

Afrikanisches Tagebuch #11 Von Diani Beach nach Nairobi

Nairobi, 23.09.2019

Nach einer wunderbaren Woche voller kulinarischer Genüsse in Diani Beach und der erfolgreichen Erlangung des „Open Water Divers“ war es heute Zeit, Abschied von Diani Marine zu nehmen. Nach einem letzten köstlichen Frühstück im Pavillon im Garten sprang ich noch einmal ins Meer sowie in den Pool, und verabschiedete mich vom Personal, allen voran von Jared, dem „Strandwächter“ von Diani Marine. Er ist ein älterer Mann, mit dem ich in den letzten Tagen die eine oder andere Kokosnuss getrunken und mich dabei viel mit ihm unterhalten habe. Jared wünschte mir viel Glück auf meinem weiteren Weg, gab mir seine Adresse und bat mich, ihm doch alte Kleidung für seine drei Söhne zu schicken, die er nach dem Tod seiner Frau alleine aufzog. Wir umarmten uns und ich setzte meine Abschiedstour fort. Margarita hatte sich bereits gestern bei einem gemeinsamen Bier von mir verabschiedet, da sie heute frei hat.

Mein Plan war heute, da ich nach gut drei Wochen Kenia immer noch nicht in einem Matatu, dem verbreitetsten kenianischen öffentlichen Verkehrsmittel, gefahren war, mit diesem zurück nach Mombasa zu gelangen. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob nicht wieder ein fleißiger „einkommenriechender“ Tuk-Tuk-Fahrer mich direkt zum Bahnhof bringen wollen würde. Ich hatte aber Glück und erwischte einen netten, kaum Englisch sprechenden Fahrer, der mich widerstandslos beim Matatustand in Ukunda an der Hauptstraße nach Mombasa absetzte. Kaum hatte ich das Tuk-Tuk mit meinem Rucksack verlassen, scharten sich zahlreiche Matatuschaffner um mich , die mich alle lauthals dazu bewegen wollten, in ihrem Matatu nach Mombasa zu fahren, und ehe ich mich versah saß ich in einem der kleinen, bunten Minibusse am Beifahrersitz, eingezwängt zwischen dem Rucksack zu meinen Füßen, der Beifahrertür und einem dicken Kenianer, der neben mir am schmalen Mittelsitz saß. Mein Hut streifte das Dach des Matatus, aus den Lautsprechern sang Bob Marley Friedenslieder und so ging es los nach Mombasa. Ich bezahlte meine 100 Keniashillings Fahrpreis beim Schaffner, dessen Gesicht plötzlich zwischen den zig anderen in den hinteren Reihen des Busses auftauchte und mich freundlich anlächelte, und genoss die Aussicht aus dem Bus zu den Reggaeklängen.

In Likoni, dem Ort, von dem aus die Fähre nach Mombasa übersetzt, angekommen, ging ich zur Anlegestelle. Die zahlreichen Fußgänger, die mit der Fähre fahren wollen, müssen in einem vergitterten, käfigähnlichen Verschlag auf die nächste Abfahrt warten. Aus irgendeinem Grund wurde ich jedoch direkt zu einer wesentlich kürzeren Schlange wartender Menschen gegenüber geführt, die die nächste Fähre als erstes betreten durften. Am Schiff kaufte ich mir ein Eis von einer der bunt gekleideten Frauen, welches dieses verkauften und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen.

Da ich genügend Zeit hatte, beschloss ich ein wenig durch Mombasa zu schlendern, spazierte von der Fähre ins Zentrum und suchte mir dort ein Lokal, um vor der langen Zugfahrt noch etwas zu essen. Am Balkon im ersten Stock eines Restaurants fand ich einen feinen Platz, von wo aus ich ungestört das Stadtleben beobachten konnte. Ich aß etwas und trank einen Kaffee, wobei ich mich äußerst über das nicht vorhandene Service der Kellnerinnen amüsierte. Ich wurde schon beinahe etwas nervös, meinen Zug nicht mehr zu erreichen. Nach dem Essen brachte mich ein übermäßig mitteilsamer Tuk-Tuk-Fahrer diesbezüglich noch fast zur Verzweiflung, da er sich primär darauf konzentrierte, mir seine Weltanschauung zu erläutern, anstatt auf ein zügiges Vorwärtskommen, selbst als ich ihm mitteilte, dass mein Zug in einer halben Stunde abfahren würde. Dennoch erreichte ich schließlich rechtzeitig den Bahnhof, auch, weil die Sicherheitsvorkehrungen in Mombasa nicht annähernd so umfangreich ausfielen wie in Nairobi.

Im Zug saß ich diesmal mit einer Familie zusammen. Mir gegenüber saßen der Vater, sein kleiner Sohn, der entweder mit einem bunten Plastikbagger spielte oder in sich zusammengesunken schlief, und am Fenster mir gegenüber die ältere Tochter. Sie schaute wie ich während der Fahrt aus dem Fenster. Die Landschaft davor wechselte langsam von tropisch-grün auf trocken-rotbraun und bald sah man vor dem Fenster die typischen, roten Erdböden dieser Region. Als wir den Tsavo-Nationalpark durchquerten, machten das Mädchen gegenüber und ich uns gegenseitig auf Tiersichtungen aufmerksam. Tatsächlich sah ich nun bei der Rückfahrt wesentlich mehr Tiere als bei der Hinfahrt, darunter Antilopen, Warzenschweine, einen Vogel Strauss, Giraffen und rote Elefanten. Schließlich wurde es dunkel und ich konnte auch noch einen schönen Sonnenuntergang vom Zug aus beobachten.

In Nairobi angekommen fragte ich nach den Alkoholika, welche ich bei der Hinfahrt abgeben musste, wobei mir mitgeteilt wurde, dass ich diese erst am nächsten Tag abholen könne, da das entsprechende Büro nicht mehr besetzt sei. Das werde ich wohl nicht tun, da es einen erheblichen Aufwand kosten würde, wegen der zwei kleinen Fläschchen zweimal quer durch Nairobi zu fahren. Möge der Schnaps seinen neuen Konsumenten munden!
Kiparo holte mich wie ausgemacht am Bahnhof ab und führte mich zu Palvi. Dort wurde ich auch von ihren Eltern und ihrer Schwester empfangen, und ein herrliches indisches Nachtmahl wartete auf mich um den Reisetag angenehm abzurunden.

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