Freitag, April 26, 2024
Diary

Jimmy Buffett – Mein Held

Ich spreche wohl mindestens für die gesamte Trift-Redaktion, wenn nicht die gesamte Menschheit, wenn ich sage, dass wir alle am liebsten den ganzen Tag am Strand herumgammeln, Cocktails schlürfen und zum Broterwerb bestenfalls ab und zu mal auf der Gitarre herumklimpern würden. Der amerikanische Musiker Jimmy Buffett hat sich und uns diesen Traum erfüllt. Zumindest auf den ersten Blick.

Stil kann man nicht kaufen, den hat man einfach. (via blog.margaritaville.com)

Bei Strandmusiker denken die meisten wahrscheinlich sofort an den auch sehr superen Jack Johnson. Aber lange vor dem Surfer aus Hawaii gab es bereits den Gammler aus Mississippi. Dort wurde Jimmy Buffett jedenfalls 1946 geboren. Aber er dürfte eine von diesen Seelen sein, die einfach am falschen Ort zugestellt worden sind und eigentlich ganz woanders hingehören: In seinem Fall in die Florida Keys. Dorthin nahm er allerdings erst mal den Umweg über Nashville, denn eigentlich wollte er zunächst Countrymusiker werden. Und irgendwie ist er das ja auch. Nur dass seine Mischung aus Countrymelodien und Strandmusik klingt, als würde Nashville in Florida liegen, statt in Tennessee. Sein größter Hit ist das beste Beispiel dafür.

Hierzulande kennt man „Margaritaville“ vielleicht aus der alten Simpsons-Folge, in der Barney Gumble kurz davon singt, dass er seinen verlorenen Salzstreuer sucht. Das war zumindest der Weg, wie ich zu dem Lied und zu Jimmy Buffett gefunden habe.

Und Barney passt gut, denn Margaritaville erzählt von einer verkrachten Existenz, einen Dude, der im mexikanischen Ios seinen Liebeskummer in unzähligen Margaritas ertränkt. Kenny Rogers oder die Kastelruther Spatzen hätten aus diesem im Grunde traurigen Topos eine herzzerreißende Ballade fabriziert, in Jimmy Buffetts Händen wird es dagegen der Partyklassiker schlechthin (Videobeweis).

Der junge Jimmy: In den 70ern hatte man noch Haare und Träume. (via Wikimedia Commons)

Mit Margaritaville und weiteren ersten großen Hits Ende der 70er hat Jimmy Buffett sein Nische im Musikbusiness gefunden. Seitdem zelebriert er seine Strandgammler-Bühnenpersona mit sichtlichem Gusto: Da steht ein fröhlicher kleiner Glatzkopf in kurzen Hosen und Flipflops auf der Bühne und wirkt dabei immer, als wäre er gerade aus einer Strandbar gestolpert. Genau so stelle ich mir einen Strandhobbit mit Gitarre vor.

Dabei ist der Mann hinter dem Image alles andere als faul: Er hat nicht nur fast 30 Studioalben produziert und mehrere Bestseller geschrieben, sondern ist auch als Geschäftsmann sehr umtriebig. Aufbauend auf dem Erfolg von Margaritaville hat er eine gleichnamige Restaurantkette aufgebaut und mischt auch im Geschäft mit Bier und (legalem) Marihuana mit. Drogen scheint (oder schien) der Herr Buffett überhaupt nicht gänzlich abgeneigt zu sein, wie diverse Probleme am Zoll belegen. Dass die jamaikanische Polizei 1996 sein Privatflugzeug als vermeintlichen Drogentransporter beschossen hat, war dann aber doch mehr ein Versehen.

Wie dem auch sei, der Mann hat der Welt nicht nur so wunderbare Titel wie „My head hurts, my feet stink and I don’t love Jesus“, „Cheeseburger in Paradise“ oder „Why don’t we get drunk and screw?“ geschenkt, er hat zweifellos auch ein Näschen für Geschäfte. So kommt es, dass der vermeintliche Strandgammler ein geschätztes Vermögen von einer halben Milliarde Dollar besitzt. Das ist eigentlich unanständig viel Geld, aber ich sag mal: Wenn Halbmilliardär, dann bitte so. Wer also auf lässig Weise stinkreich werden will, sollte sich vielleicht wie Alan Jackson im grandiosen It’s five o’clock somewhere öfter mal die Frage stellen: What would Jimmy Buffett do?

Nach dem Foto glaube ich, Jimmy Buffett ist in Wirklichkeit der in der Zeit zurückgereiste Captain Picard. (via thefamouspeople.com)

Herr Buffett ist mittlerweile Mitte 70, tritt aber immer noch fleißig live auf. Ich würde ihn zu gern mal live sehen – bevorzugt irgendwo am Strand. In einem Binnenland wie Österreich müssen wir auf Jimmy leider vermutlich länger warten als auf Godot, aber ich werde bei der nächsten Trift-Vereinssitzung zumindest beantragen, wie in Florida (16. April) und anderswo unseren eigenen Jimmy Buffett Day einzuführen. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss nach Margaritaville.

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