Frauen reden gern, Männer aber schon auch. Dass jedoch der weibliche Part der Erdbevölkerung eine andere Sprache spricht als der männliche ist allgemein bekannt. Dieser Umstand führt oft zu tiefgreifenden bis zu enorm erschütternden Missverständnissen zwischen Frau und Mann, sei es im Alltag oder eben auch bei sportlichen – in meinem Fall bergsportlichen – Unternehmungen!
Ich rufe meinen Partner mit der Frage an, ob er denn heute nach der Arbeit noch eine Feierabend Skitour mit mir gehen möchte. Das Wetter ist perfekt, auch die Schneelage lässt noch eine Tour direkt vom Parkplatz aus hinauf auf einen kleinen Gipfel in den Berchtesgadener Alpen zu. Mein Partner ist von meinem Vorschlag begeistert, denn er wollte sich sowieso noch ein wenig bewegen.
Wir vereinbaren, dass ich ihn von seiner Wohnung abholen solle, denn das liegt eh auf dem Weg; und so starten wir beide, Gott preise die Gleitzeit, am frühen Nachmittag am Fuße der Talstation eines bekannten Tourenziels nahe meiner Geburtsstadt Salzburg überaus motiviert los.
Meine Freude ob der gemeinsamen Skitour war groß, denn was gibt es schöneres als bei strahlendem Sonnenschein und weißer Schneepracht in holder Gemeinsamkeit den Gipfel eines überaus attraktiven Berges zu erklimmen. Man kann den Büroalltag hinter sich lassen, seine Gedanken austauschen und sich gemeinsam freuen, dass man zu zweit eine so schöne Tour machen darf und kann!!
Aber dann kommt es anders als frau denkt: Ich muss mal dringend für kleine Mädchen, und weil frau sich ja nicht einfach mal an den Spurenrand stellt und sich sozusagen im Vorbeigehen überschüssiger Flüssigkeit entledigen kann, dauert es ein wenig, bis ich wieder aufgeräumt weitermarschieren kann.
Doch was ist denn jetzt passiert?
Wo ist mein Partner?
In erheblichem Abstand, fast schon außer Sichtweite, sehe ich seine wirklich sportlich, schlanke und lässige Bergsteiger Gestalt sich immer noch in gleichmäßig raschem Tempo weiter voraus gleiten (eher schreiten). Ich spute mich, ich versuche mein Bestes, ich renne fast, nein…jetzt mag ich nicht mehr. Ich bin stinksauer. Er wartet nicht.
Was bitte hat das mit einer gemeinsamen, erholsamen Feierabendtour zu tun? Für mich war eigentlich klar, dass eine vereinbarte Skitour zu zweit als solche anzufangen und auch als solche zu enden hatte, auch schon aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine lockere Nachmittagsunternehmung handelt.
Irgendwann nach der Hälfte der Tour bleibt er dann doch stehen, da er unerwartet trinken wollte; normalerweise braucht er bei Touren unter 1300hm keinen Schluck Flüssigkeit. Ich dachte schon oft, ob ich mit einem Kamel unterwegs sei. Als ich ihn erreiche schimpft es aus mir grad so raus, wohingegen er mit einem stoischen „man muss ja nicht immer beisammen bleiben“ kontert.
Na irgendwie dachte ich mir immer, wenn ich gemeinsam was ausmache, sollte man auch die meiste Zeit zusammen bleiben. Aber anscheinend war die sprachliche Barriere zwischen Frau und Mann wieder mal größer als angenommen.
Die nächsten Touren werde ich dann wohl zu zweit allein unternehmen, denn das trifft auf diese Form der Bergbesteigung besser zu!