„Wer oder was kennt mich besser als ich mich selbst?„. Grob gesagt: Das Internet. Bereits 2013 haben wir auf Trift über die Technologien Tracking und Bubbling berichtet und auf die Gefahren des freizügigen Umgangs mit persönlichen Daten und den damit zusammenhängenden Manipulationsmöglichkeiten hingewiesen. Nunmehr kann durchaus glaubwürdigen Quellen entnommen werden, dass einige der jüngeren demokratischen Entscheidungen, wie die Wahl von Donald Trump oder der „Brexit“, vermutlich durch personalisierte Informationsschaltung beeinflußt wurden.
Laut den Arbeiten von Michal Kosinski, der an den Universitäten Stanford und Cambridge tätig ist, kann aus einer gewissen Anzahl von „Likes“ auf Facebook ein Persönlichkeitsprofil erstellt werden, das Handlungen und Einstellungen einer Person präziser voraussagen kann als nahe Verwandte, Freunde oder sogar der Lebenspartner. Dies klingt zwar schaurig, ist aber ziemlich plausibel. Menschen, egal wie nahe sie sich stehen, sind keine Maschinen. Sie machen Fehler, irren sich hin und wieder, ihre Wahrnehmung ist durch Wunschvorstellungen, unschafte Stereotypen und begrenzte Lebenserfahrung verstellt. Noch dazu lügen wir uns in manchen Aspekten des Leben immer wieder selbst an, um uns besser zu fühlen. Maschinen sind da anders. Sie vergessen nicht und haben potentiell Zugang auf die digitalen Profile von hunderten Millionen Benutzern.
Nach der Wahl von Donald Trump berichteten nun einige Medien darüber, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Persönlichkeitseinschätzung nicht nur dazu verwendet werden, um Produkte zu verkaufen. Es ist die Rede von maßgeschneiderten, digitalen Werbeanzeigen, und öffentlichen Auftritten, die mit allen Mitteln der Statistik der effektivsten Meinungsbeeinflussung dienen.
Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, dass sich (wahlberechtigte) Menschen bewußt machen, dass sie tagtäglich manipuliert werden. Auch der analytischste Verstand läßt sich verbiegen, wenn er über Monate subtil bearbeitet wird. Es geht nicht mehr um „Ich habe eh nichts zu verbergen!“, sondern darum dass die kleinste Information, die jedermensch preisgibt, dazu verwendet werden kann (und vermutlich wird), statistische Modelle noch weiter zu verbessern. Die „freie Meinung“ vieler Menschen läßt sich dann bald nur aus minimalen Indizien ablesen: Ich weiß, welche Hose du trägst und welche Musik du hörst und sage dir mit 99,4%-iger Sicherheit, was du dir am meisten wünscht (oder wen du wählst)…. Schaurig, oder?
Quellen / Weiterführende Links
- Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt auf dasmagazin.ch
- Computer-based personality judgments are more accurate than those made by humans auf pnas.org
- Apply Magic Sauce der Cambridge University (Persönlichkeits-„Voraussage“)
- Verfolgen und Einsperren auf trift.org