Sonntag, Dezember 22, 2024
Diary

Nordmann vom Jauerling

Heute werden in Österreich mehr als zwei Millionen Christbäume aufgeputzt. Wie sich herausgestellt hat, bietet die Website der ARGE österreichischer Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten äusserst interessante Einblicke und Hintergrundinformationen. Dabei fällt eines sofort auf: Die ARGE kennt ihre Zahlen!

1000 Kilometer in 18 Jahren

Herr und Frau Österreicher sind patriotische Christbaumkäufer. Von den 2,6 Millionen, in österreichischen Haushalten aufgestellten, Christbäumen stammen knapp 90% aus heimischen Beständen und mussten durchschnittlich nur 40 Kilometer vom Feld bis zum Verkaufsstand zurücklegen. Die restlichen 10%, welche hauptsächlich aus Dänemark importiert werden, haben schon einen weiteren Weg hinter sich. 1995 waren es immerhin noch 20% unserer Christbäume, die über 1000 Kilometer zurück legten.

Der Baum kommt nicht aus dem Wald

20131224_diary016_Christbaum14/5 der in Österreich produzierten Christbäume werden auf als Christbaumkulturen gewidmeten landwirtschaftlichen Flächen gezogen. Lediglich 1/5 der heimischen Weihnachtsbäume kommt aus dem Wald. Christbaumbauern bewirtschaften im Schnitt 4 Hektar Acker- oder Grünland mit Christbäumen. Die Felder sind durchschnittlich 0,7 Hektar groß und liegen zumeist in Niederösterreich. Hauptproduktionsgebiet ist Jauerling im Bezirk Krems. Eigentlich der Jauerling, mit 960 Metern über Adria die höchste Erhebung in der Wachau. Dort gibt es ein kleines Schigebiet mit Flutlichtanlage. 2012 fand hier das erste Weltcuprennen, ein Flutlicht-Snowboard-Parallelslalom statt. Zurück zu den Christbäumen: Im Bundesweiten Vergleich führt Niederösterreich das Feld mit 54,4% an. An zweiter Stelle liegt die Steiermark – bereits weit abgeschlagen – mit 16,9%. Gefolgt von Oberösterreich mit 10%,  Burgenland hält 7,2%, Kärnten und Salzburg jeweils 3,4% Tirol 2,2%, Vorarlberg 0,8% und Wien 0,4% der Christbaumkulturen.

In Österreich gibt es circa 1000 Christbaumbauern, die auf einer Fläche von 3.500ha Weihnachtsbäume aufziehen. Ein Christbaum hat einen Platzbedarf von circa 3 m2 und benötigt mindestens 10 Jahre um 2 Meter hoch zu werden. In dieser Zeit verbraucht ein Hektar Christbaumkultur 95 bis 143 Tonnen Kohlendioxid und produziert im selben Zeitraum 70 bis 105 Tonnen Sauerstoff. Ebenso belegt eine aktuelle (nicht genannte) Studie dass Christbaumkulturen einen „sehr positiven“ Einfluss auf das Vorkommen bestimmter Vogelarten haben können.

Zeit der Nächstenliebe

Von den 2,65 Millionen aufgestellten Naturchristbäumen werden 2,35 Millionen Bäume gekauft, 200.000 geschenkt und 100.000 kamen aus dem eigenen Wald. Ich finde das sind unglaubliche Zahlen. 3% haben sogar mehr als einen Baum gekauft. Laut Pressemappe der ARGE hauptsächlich für den Aussenbereich und für die Weihnachtsstimmung in mehreren Zimmern. Der Anteil an Plastikchristbäumen bleibt dabei in Österreich – entgegen dem Trend in Gesamteuropa – mit 10% relativ gering, soll aber in den letzten Jahren leicht zugenommen haben. 18% aller Haushalte stellen zu Weihnachten keinen Christbaum auf, dies sind neben Menschen anderer Glaubensrichtungen, vor allem ältere Personen und Singlehaushalte.

Sogar mehr als satte 40% aller Haushalte kaufen den Baum erst 3 Tage vor Weihnachten. Der Durchschnittsbaum ist 1,60 Meter groß und der Konsument gibt dafür rund 30 Euro aus. Und was ist ein Christbaum überhaupt? Hierzulande meist eine Nordmanntanne, ironischerweise ist diese sehr anfällig für Winter- und Spätfrost.

Zum Schluss wirds österreichisch

Die Christbaumproduktion gilt als unbürokratisch und ist aus traditionellen Gründen steuerbefreit. Auch Wirtschaftskammer und Finanzamt zeigen sich gnädig, denn für den begleitenden Verkauf von Holzkreuzen wäre eine eigene Gewerbeberechtigung inklusive Abgabe notwendig – nur ein theoretischer Nagel im Christbaumkreuz.

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One thought on “Nordmann vom Jauerling
  1. Kaum Weihnachtsbäume, kein Schnee mit dazugehöriger -ballschlacht, kein Glühwein … Weihnachten in Spanien ist anders. Da kann man ja senitmental werden!

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