Montag, April 22, 2024
Diary

Tagebuch eines Irren #18

Als ich klein war, lebte ein Junge namens Pavel in unserer Nachbarschaft. Er war ein sehr zurückhaltender Charakter und hatte kaum Freunde. Vor einigen Jahren traf ich ihn, und er erzählte mir, dass er beschlossen habe zu verschwinden – er wolle sein Leben künftig in einer Kommune auf einer der Kapverdischen Inseln verbringen. Auf meine Frage nach dem Grund für diesen Entschluss kramte er ein altes Tagebuch hervor und übergab es mir mit der Aussage, ich würde alles verstehen, „wenn du DAS nur liest“. Da wir Pavel wohl nie wieder sehen werden und er sowieso meinte, ich könne mit dem Tagebuch machen, was ich wolle, wird es nun hier Stück für Stück veröffentlicht. Denn ich (alleine) verstehe nicht ganz, was ihn wohl bewegt hat.

Liebes Tagebuch,
…ringsherum waren Seen, die Seeungeheuer beinhalteten. Ich war auch dort und badete meinen Hintern dort. Natürlich nur diesen. Als dann ein Typ übers Wasser spazierte, und sehr interessiert zusah, wie ich mein Hinterteil wusch, kam mir irgend etwas komisch vor. Dieser Typ… hatte ich den nicht irgendwann schon einmal gesehen? Ich glaube damals, als ich noch amtierender Schiedsrichter bei Länderspielen war, sah ich diesen Typen, als er mein Auto dämonlierte… und jetzt rennt er mit seinen langen Haaren und Bart übers Wasser, als ob nichts gewesen wäre. „Wenn i di dawisch, daun ‚zleg i di“, rief ich ihm zu, worauf er schnurstracks seine Angel aus-warf, und ein Seeungeheuer aus dem Wasser zog, um es dann bei Höllenfeuer zu einem saftigen Braten zu konvertieren. Und da der Typ in meiner Schuld stand, lies er mir ein gegrilltes Bein übrig, an dem ich noch heute zähren kann. Die Pilzkulturen, die mittlerweile auch mitessen, stören mich überhauptnicht, da ich diese schon sehr gut kenne; die habe ich als Kleiner auch immer von den guten Sachen im Keller heruntergegessen. Und es war schön, nach dem Verzehr solcher Pilze, spielen zu gehen. Damals war ich gläubig – ich sah überall Geister und Gespenster, Engel und Teufel, A bis Z, eh und jäh, Määh! Sargfabriken sind mein Feind – die Löcher im Boden sollten mit Rindsuppe gefüllt werden. Bis dann, lT!

Pavels Illustration #18
Pavels Illustration #18

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