Donnerstag, April 25, 2024
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Cargo Kult

Als Cargo Kulte werden politisch-religiöse Bewegungen aus Melanesien bezeichnet, die sich auf Güter der Ersten Welt als spirituelle Reliquien beziehen. Das hört sich verwirrend an, macht aber viel mehr Sinn wenn man weiß wie die Vielzahl der verschiedenen Cargo Kulte entstanden sind.

via purgingtalon.com
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Beobachtet und dokumentiert wurde das Auftreten erstmals Ende des 19. Jahrhunderts, seine Wurzeln hat der Kult jedoch in der Begegnung von Melanesiern und Europäern, die neuartiges und ‚wunderbares‘ Frachtgut (Cargo) in ehemals isolierte melanesische Kulturen brachten. Missionierung und Kolonialherrschaft sind entscheidende Faktoren in der Entstehung der Bewegungen gewesen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde massenhaft Kriegsmaterial von der US-Armee auf diese Inseln abgeworfen. Kleidung, Konservennahrung, Zelte, Waffen und dergleichen brachten drastische Änderungen des Lebensstils der Inselbewohner mit sich. Oft vernichteten diese die eigenen Wohnstätten und Nahrungsvorräte und errichteten Landepisten und Flugplätzen im Dschungel, für die erwarteten Frachtflugzeuge. Die dort stationierten Soldaten sowie die Einheimischen wurden regelrecht mit Materialmengen überschüttet.

Nach Kriegsende wurden die Flughäfen verlassen und kein neues „Cargo“ mehr abgeworfen. Daraufhin imitierten Kultanhänger das Verhalten, das sie bei Soldaten, Seeleuten und Fliegern beobachtet hatten. Sie schnitzten Kopfhörer aus Holz und trugen sie, als würden sie im Flughafentower sitzen, imitierten Landungssignale, positionierten sich auf den Landebahnen und entzündeten Signalfeuer.

via xebialabs.com
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Der Glaube war, die Ausländer verfügten über einen besonderen Kontakt zu den Ahnen, die ihnen als die einzigen Wesen erschienen, die imstande seien solche Reichtümer auszuschütten. Die Einheimischen bauten Flugzeugmodelle in Originalgröße aus Holz und Stroh und schufen Landebahnen, in der Hoffnung, neue Flugzeuge anzulocken. Aber traurigerweise hatte die sympathetische Magie keine Wirkung.

Heute sind die Cargo-Kulte in Melanesien keine dauerhaften religiösen Bewegungen mehr, sondern in bestimmten Abständen zu beobachtende Phänomene, die oft in kurzer Zeit viele Anhänger haben und nach einiger Zeit wieder verschwinden.

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