Four Last Things, die vier letzten Dinge, das sind im Christentum Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Und genau um darum geht es im gleichnamigen Grafikadventure des britischen Indie-Entwicklers Joe Richardson. Der Clou an der Sache? Anstatt selbst Grafiken für sein Spiel zu zeichnen oder zu rendern, hat Richardson lizenzfreie Gemälde von Renaissancekünstlern, besonders von Hieronymus Bosch, animiert und mit klassischer Musik als Soundtrack untermalt. Das Ergebnis? Ein Spiel, das sich anfühlt wie die Terry-Gilliam-Cartoons aus Monty Pythons Flying Circus.
Die Handlung des Spiels ist schnell erzählt, sie passt bequem ins biblische Nadelöhr: Nach einem kurzen Prolog im Paradies, bei dem ein gewisser Apfel ins Spiel kommt, schlüpft man in die Rolle eines reuigen wandernden Sünders, der eine Kirche aufsucht und um Vergebung bittet. Allerdings husten ihm die Kirchenoberen was: Da der arme Tropf seine Sünden nicht in ihrem Pfarrbezirk begangen hat, können sie ihm auch nicht vergeben. Allerdings gibt es noch Hoffnung: Wenn der Kerl alle sieben Sünden (zur Erinnerung: Eitelkeit, Habgier, Wollust, Rachsucht, Völlerei, Neid und Faulheit) in ihrem Zuständigkeitsbereich nochmal begeht, können sie ihm dafür die Absolution erteilen und damit sind dann auch seine früheren Sünden vergeben. Praktisch. Also auf in die nächste Stadt und munter drauflos gesündigt!
Das Sündigen spielt sich dabei wie eine Mischung aus Monty (Python) und Monkey (Island): Wie auf der Affeninsel löst man Rätsel und führt sarkastische Dialoge, um die nötigen Sünden zu begehen. Und wie bei den Pythons ist die Renaissancewelt dreckig und schwarzer Humor trieft ihr aus allen Poren.
Four Last Things ist dabei weder besonders schwierig, noch besonders lang. Die Spielwelt hat gerade mal eine Handvoll Orte und auch die Rätsel sind längst nicht solche Kopfnüsse wie einst bei Monkey Island und Co. Manche Sünden begeht man wie auf einer Pornowebsite alleine durch Anklicken bestimmter Elemente auf dem Bildschirm. Da entfährt sogar dem Spielercharakter schon mal ein „Das war ja deprimierend einfach“.
Der Spielspaß kommt also weniger vom Lösen cleverer Rätsel, als von der skurril gestalteten Welt und der originellen Grundidee. Letzten Endes ist Four Last Things das, was man im Englischen ein „One Trick Pony“ nennt. Aber dieser eine Trick ist ziemlich gut und das Spiel ist kurz genug, um ihn nicht zu Tode zu reiten. Da man die sieben Sünden in beliebiger Reihenfolge begehen kann und es keine Sackgassen oder unvermittelten Tode gibt, hält sich das Frustpotenzial in engen Grenzen. Auch zum gelegentlichen kurzen Reinspielen ist das Spiel gut geeignet, weil die Sünden meist recht schnell erledigt sind und man auch nach einer Pause meist gleich wieder weiß, was man tun soll. So flott, wie das Sündigen hier vorangeht, könnte man ja fast denken, es läge uns im Blut …
Das selbsternannte „Point-and-Click-Renaissance-Meisterwerk“ wurde bei einem Game Jam geboren und mittels Crowdfunding mit knapp 4.200 Pfund finanziert. Ich hab‘ das Projekt damals auf Kickstarter unterstützt und bin zufrieden. Im Gegensatz zu so mancher Millionenproduktion hat Richardson geliefert und ein unterhaltsames Kleinod für den kleinen Adventurehunger geschaffen. Ich hab’s in etwa zweieinhalb Stunden netto durchgespielt, auch Adventure-Anfänger dürften nicht viel länger daran sitzen. Nur Englisch sollte man können, eine deutsche Version gibt’s nämlich nicht.
Four Last Things kostet aktuell 8 Euro bei Steam für den PC und 4,50 für iOS und Android. Ich weiß nicht, wie sich das Ding auf Mobilgeräten spielt, aber auf dem PC wurde ich jedenfalls gut unterhalten. Die Schauplätze sind witzig gestaltet, der Humor ist albern und schön schwarz und auch das Ende passt perfekt. Ich würde sagen, das Spiel ist eine Sünde wert. Oder auch sieben.
Quellen / Links
- Webseite zum Spiel
- Trailer zu Four Last Things auf YouTube
- Review auf adventuregamers.com
- Four Last Things auf Steam
- Four Last Things im App Store
- Four Last Things in Google Play
Bildquelle: http://joerichardson.games/press/