Donnerstag, April 18, 2024
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Kommentar zur Kerschbaumer

Cannabis sativa legal?(Wikimedia Commons)
Cannabis sativa legal?(Wikimedia Commons)

Artikel einer Tageszeitung zu kommentieren liegt mir nicht. Heute musste ich mich jedoch über den Leitartikel der Kleinen Zeitung ärgern. Darin bezieht Carina Kerschbaumer Stellung gegen den Vorstoß der Tiroler SPÖ, die eine Debatte über die Legalisierung von Cannabis anstoßen möchte. Ihr Aufsatz verhakt sich jedoch in Widersprüche und gerinnt in eine Verharmlosung von Alkoholkonsum.

Frau Kerschbaumer weist mit Bezug auf Uruguays Staatschef darauf hin, dass viele Probleme, die mit dem Cannabiskonsum einhergehen, in der Verschränkung von Beschaffung und Kriminalität ihren Ursprung haben. Cannabis ist sicher nicht zuletzt deshalb eine „Einstiegsdroge“, weil sich Jugendliche in zwielichtige Kreise begeben müssen, um einmal Marihuana als Rauschmittel ausprobieren zu können. Einmal dort angekommen, spielt es oft keine Rolle mehr, ob man nun Cannabis oder Kokain einkauft – illegal ist’s sowieso, und wissen darf auch keiner davon.

Dementsprechend fragt Frau Kerschbaumer in weiterer Folge auch richtigerweise, welche „nicht-strafrechtlichen Alternativen“ es zu einer Legalisierung von Cannabis geben könnte. Sie bezieht sich dabei auf eine Forderung führender deutscher Strafrechtler, die davon sprechen, dass das Verbot von Cannabis ein Erlernen von Drogenmündigkeit verhindere. Anstatt jedoch bei dieser Argumentation zu bleiben, und zu verfolgen, wie man die Kontrolle harter und weicher Drogen gezielt voneinander trennen kann, denunziert sie diese Forderung mit dem Hinweis darauf, dass sie „bei manchen Experten nur mehr Kopfschütteln“ auslöse: Ein liberaler Umgang mit Cannabis führt zu Verharmlosung und mehr Konsum bei Jugendlichen.

Einen Absatz später argumentiert sie mit Bezug auf einen ungenannten Suchtexperten, dass der Konsum von Cannabis zu einem Vollrausch führe, der Genuss eines Glas Biers jedoch nicht betrunken mache. Frau Kerschbaumer verweist damit vermutlich unbeabsichtigt darauf, wie vernünftig das Erlernen von Drogenmündigkeit doch sein kann: „Nur ein Glas Bier“ zu trinken erfordert nämlich Mündigkeit im Umgang mit Alkohol, und wer sich in die wissenschaftliche Debatte um den Konsum von Cannabis eingelesen hat, sollte wissen, dass minimale Dosierungen von Cannabis auch nicht zum Vollrausch führen.

Während weltweit kein einziger Todesfall dokumentiert ist, der auf eine Überdosierung von Cannabis zurückzuführen ist, und auch das Abhängigkeitspotential als gering eingestuft wird, sterben in Österreich jährlich dutzende Menschen an Alkoholmissbrauch. Auch die Schwere der körperlichen Abhängigkeit von Alkohol ist eine gesicherte, wissenschaftliche Tatsache. Nichtsdestotrotz ist Alkohol legal und die Kontrolle über seinen Missbrauch obliegt dem Staat und der Gesellschaft.

Dass eine Legalisierung von Cannabis wegen seiner geringeren Gefährlichkeit sinnvoll wäre, bleibt natürlich ein schwaches Argument. Zwischen den Zeilen Alkoholkonsum zu verharmlosen und Cannabiskonsumenten zu dämonisieren, um den Status Quo der strafrechtlichen Ahndung von Cannabisdelikten zu verteidigen, fördert den Traum eines friedlichen und gesunden Miteinanders in unserer Gesellschaft aber sicher auch nicht. Das ist nur ärgerlich!

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