Samstag, April 20, 2024
Diary

Bier 101 – Die Klassiker

Vorbei sind die traurigen Zeiten, an denen man sein Bier bestenfalls mit oder ohne Schaum bestellen konnte. Mittlerweile kann man mit der Bierkarte so mancher Lokale das Gegenüber beim Wirtshaushändel fast erschlagen, und der Craft-Beer-Trend ist auch auf Österreich übergeschwappt wie ein zu enthusiastisch eingeschenktes Bierchen.

Passend zum Craft-Beer-Festival in Graz stellt Trift daher im Dienste der Allgemeinbildung Biersorten näher vor. Wir beginnen mit den Klassikern, wobei einer davon hierzulande in letzter Zeit durchaus als Shooting-Star bezeichnet werden kann.

Farbenfrohe Biere (via barcoo.com)
Farbenfrohe Biere (via barcoo.com)

Stout: Schwarzes obergäriges* Bier mit besonders cremigem Schaum. Beruht auf dem Porter, das ursprünglich als geschmacksintensives Bier mit geringerem Alkoholgehalt für hart arbeitende Menschen (Porter = Lastenträger) entwickelt wurde. Weil wenig Alkohol aber keinen Lastenträger dauerhaft glücklich macht, wurde daraus das Stout Porter (=kräftiges Porter) weiterentwickelt, das später schlicht als Stout abgekürzt wurde. Bekanntester Vertreter ist Irlands schwarzes Gold, das Guinness.

Indian Pale Ale (IPA): Helles, starkes Bier mit kräftigem, herbem, oft auch fruchtigem Geschmack. Wurde im 19. Jahrhundert speziell für die britischen Truppen in den indischen Kronkolonien gebraut. Um die lange Seefahrt zu überstehen, wurde es mit besonders hohem Alkohol- und Hopfengehalt gebraut und sollte in Indien 1:1 mit Wasser verdünnt werden. Also quasi der koloniale Vorläufer unseres heutigen Sodaradlers. Meine persönliche Lieblingssorte, wenn man herbe Biere mag. Probiertipp: Das Punk IPA von Brewdog, ein schottisches Craft Beer mit Attitude.

Märzen: Dank Gösser und Murauer in der Steiermark sehr bekannt und beliebt. Der Name dieser untergärigen Sorte leitet sich natürlich vom Monat März ab, aber was hat es genau damit auf sich? In Bayern durfte einst nur zwischen Ende September und Ende April Bier gebraut werden, da im Sommer die Brandgefahr beim Biersieden zu groß war. Bei der Vorstellung, gerade im heißen Sommer ohne Bier dazustehen, haut’s aber verständlicherweise nicht nur gestandene Bayern aus den Socken. Darum wurde im März besonders starkes und hopfiges und somit länger haltbares Bier gebraut, das dann in tiefen Bierkellern gebunkert wurde. Da das Märzenbier am längsten haltbar war, wurde es natürlich auch am spätesten getrunken und war daher einst das Oktoberfestbier. Mittlerweile zum Glück ganzjährig erhältlich.

Lager: Bezeichnet im englischen Sprachraum alle untergärigen Biersorten. Die untergärige Hefe benötigt geringere Temperaturen für die Gärung als die obergärige, weshalb das Lager einst nur in den Wintermonaten gebraut werden, dafür aber länger gelagert werden konnte und auch musste. Diesem Umstand verdankt es seinen Namen.

Pils: Stärker gehopftes, bitteres untergäriges Bier, benannt nach der tschechischen Stadt Pilsen. Lustigerweise war das Bier dort einst dermaßen mies, dass man die Plörre aus Protest öffentlich auf dem Rathausplatz ausschüttete. Von dieser Pilsener Beer Party einigermaßen entsetzt, rief ein Pilsner Braumeister einen Kollegen aus Bayern zu Hilfe, der 1842 erstmals ein Bier nach Pilsner Brauart (langsame, kalte Gärung, lange Lagerung in kühlen Höhlen oder tiefen Kellern) braute. Das wurde dann wie es sich gehört nicht mehr vorm Rathaus aus-, sondern in die durstigen Kehlen reingeschüttet. Dieses Bier kann man als „Pilsner Urquell“ auch heute noch trinken. Mit dem Aufkommen der Kältemaschinen konnte man Pils dann auch dort brauen, wo keine natürlichen Kühlmöglichkeiten vorhanden waren. Heute ist das Pils besonders in Deutschland die Biersorte Nummer 1.

Das soll’s fürs Erste gewesen sein. Klar, da fehlen neben den Exoten auch noch wichtige Sorten wie Weiß- oder Bockbier. Aber über mehr als 5 Biersorten auf einmal zu schreiben, ohne sich selbst dem Genuss des köstlichen Hopfennektars hinzugeben, hieße Übermenschliches vom Autor dieser Zeilen zu verlangen …

*„Obergärig“ und „untergärig“ bezeichnen verschiedene Hefesorten, die bei verschiedenen Temperaturen unterschiedlich lange gegärt werden müssen.

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