Dienstag, Dezember 24, 2024
Diary

Mukophagie

Ettore Borzacchini beim Bohren in der Nase. Ob er seinen Rotz verspeist bleibt unklar.
Der italienische Schriftsteller und Satiriker Ettore Borzacchini in Aktion (Federico Sardelli via wikimedia commons)
Der italienische Schriftsteller und Satiriker Ettore Borzacchini in Aktion (Federico Sardelli via wikimedia commons, Federico Maria Sardelli artist QS:P170,Q612194, Borzacchini, CC BY-SA 4.0)

Es geht um ein Verhalten, das jeder kennt, und fast allen Kindern abgewöhnt wird. Mukophagie bezeichnet in der Medizin den Verzehr des eigenen Nasensekrets. Obwohl schon das Nasenbohren an sich ziemlich verpönt ist, gilt das Verspeisen von Nasenranken, Borken, Popeln, oder wie immer man es nennen will, was man sich aus der Nase zieht, als strenges gesellschaftliches Tabu. Das liegt vermutlich daran, dass es äußerst unhygienisch wirkt.

Abgesehen vom Verletzungsrisiko beim digitalen Nasensondieren, ist Nasenbohren oder Mukophagie weder unhygienisch noch ungesund. Der Biochemie-Professor Scott Napper vertritt sogar die These, das Verspeisen der eigenen Rotzglocken könne das Immunsystem stärken. Die in den Popeln enthaltenen Erreger könnten, so seine Vermutung, das Abwehrsystem trainieren, wenn mas sie isst. Wissenschaftlich bestätigt sind seine Ausführungen bisweilen noch nicht, denn ihm fehlen leider die Versuchspersonen für eine Studie in größerem Rahmen. Schließlich schickt es sich auch im akademisch interessierten Umfeld nicht den eigenen Rotz zu essen.

Egal was Professor Napper herausfindet – am gesellschaftlichen Tabu wird sich wohl nicht viel ändern. Denn in der Nase bohrt man nicht! Und obwohl das fast jeder weiß, sondieren anscheinend trotzdem 91 Prozent der Menschen hin und wieder die eigenen Nasenlöcher. Das verraten die Zahlen einer nicht-repräsentativen Umfrage zum Nasenbohren. Wie viele Menschen regelmäßig rotzig abbeissen, ist nicht bekannt.

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