Nichts lässt mich mich selbst lebendiger fühlen, als das Gefühl, das mein Sicherheitsdenken und all das, was Sicherheit in meinem Leben bedeutet, durchrüttelt, um neue Maßstäbe zu setzen. Es geht die Angst miteinher, die meinen Fokus verkleinert, frustriert mich – ich kann nicht aus, immer wieder diese Energie, die ich nicht kontrollieren kann, während ich meine eigenen Veränderungen, meine gewollten Veränderungen plane. Ja, ja was ich während so manchen Seufzers nicht bedenke ist, dass ich bei jeder gewollten Veränderung, auch das Leben meiner Lieben verändere, meiner Umwelt, meines ganzen Umfeldes. Ganz egal, ob nun die Veränderung mit Freude oder Trauer aufgenommen wird. Also sind wir mit all unserer Unabhängigkeit an einer unsichtbaren Kette miteinander verbunden, die uns entweder Höhenflüge beschert, oder die uns in den Abgrund reißt.
Meine Gefühle, meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe. Ich denke an jene, die sich an mich wenden und meine objektive Sichtweise – die nicht durch Erregtheit und Termindruck kontaminiert ist – , die zu einer besseren Entscheidungsfindung verhelfen soll. Während ich meine Sicht der Dinge freundschaftlich und mit bestem Wissen und Gewissen meinem Gegenüber vermittle, ist eine der schlimmsten Veränderungen im Gange – mein Zuhörer wird durch mich beeinflusst und bewegt sich immer mehr und mehr von seinem eigenen Willen und seiner eigenen Sichtweise weg. Nachdem wir alle Eventualitäten durchgesprochen haben und jedes einzelne Wort auf die Waagschale gelegt haben, jeden Satz, jede offene Frage in unser beider Herzen bewegt haben, kommen wir womöglich zu dem Schluss – keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung und alles ist gut, so wie es ist.
Was ist geschehen? Die Person, um die es eigentlich geht, war während des ganzen Kreisens um das Problem mit sich beschäftigt, mit dem in-die-Mitte-kommen. Sie war dort angelangt, wo unser aller Bestreben letztendlich hin ausläuft – ins Zentrum unserer eigenen ganz persönlichen Welt, die großartige Potentiale in sich trägt.
Wie gelange ich dorthin? Ich schreibe mich hinein. Ich fühle mich erst mal in mich hinein. Wie geht’s mir heute? 100 000e Gedanken jagen mir durch den Kopf – schöne, hässliche, wichtige, unwichtige, existentielle, finanzielle, und ich spüre dabei, wie mich jedes Thema bewegt und mich noch mehr und mehr von meinem Zentrum entfernt und oder mich in mein Zentrum führt. Hmh, nächster Schritt – wie sieht der aus? Ich ordne meine Gedanken, weil ich dieses unstrukturierte Grübeln einfach nicht ausstehen kann. Manchmal ist es eine Kolonne mit 10 Punkten, manchmal sind es 20 oder gar 30 Punkte.
Ich fühle mich wiederum hinein, stelle mir selbst Fragen, frage mich danach, welches Thema nun als erstes abgearbeitet werden soll. Einverstanden, ich beginne mit Punkt 1.) ……….. Ich schreibe die bedrückendsten Gedanken auf ein Blatt, schweife aus und mein Problem, mein eigenes Problem präsentiert sich mir sichtbar, unvernebelt, ohne Selbstbeweihräucherung und vollkommen ungeschminkt. Ich schaffe Distanz mit dem Blatt Papier vor mir und mir selbst. Wow – und plötzlich hab‘ ich’s. Ich habe mich von diesen hässlichen Gefühlen befreit, die mit dem Nachdenken über dieses Thema mitschwingen. Ich bin im Zentrum – in meinem Zentrum, wo es nur mich gibt, meine Eigenliebe, meinen Mut, meine Freiheit, und meine Seele.
Jetzt kann kommen, was will. Ich werde jedes Ereignis wie einen lieben Gast willkommen heißen, auf den ich schon lange warte. Ich fühle mich stark und habe mich in wenigen Minuten verändert. Ich schaue mich an, sehe mich in einem anderen Licht, fühle wie ich zusehends strahle und mich dieser Zustand glücklich sein lässt. In diesem Zustand möchte ich bis an mein Lebensende verharren, wo ich nur tief Atem hole, um satt zu sein, ausatme, um Liebe in die Welt zu tragen, wo ich mit Leichtigkeit konfrontiert bin und zu mir selbst gefunden habe.
Musik unterstützt mich, die schöne Erinnerungen wieder und wieder neu erleben lässt. Meine Seele hat diesen Weg gewählt, sich zu befreien, sich von allem, was mich nicht glücklich macht, loszulösen. Ich fühle mich stark. Ich fühle mich gesund. Ich bin eine Gewinnerin.
Alles, was ist, wird von jedem und jeder anders empfunden, ist Ausdruck dessen, wo Menschen in das Schicksal Einzelner eintreten, Positives wie Negatives anders empfunden wird.
Wenn ich mich in Ordnung mit meinem ganz persönlichen Kosmos befinde, kann mich nichts in Unordnung bringen, bin ich geschützt, ist mir egal, was neben mir getuschelt wird. Es ist unbedeutend wie die Zeitung von gestern, in die heute Fisch eingewickelt wird.
Ich habe keine Angst vor Veränderung – nur durch sie entwickeln wir uns weiter. Wir haben immer die Wahl, unser eigenes Leben zu gestalten, in den Augen anderer erfolgreich zu sein, oder in unserer eigenen. Ich fühle jetzt diesen friedvollen Stillstand, einen Zustand, der sich so herrlich gegenwärtig anfühlt, mit einer Tiefe, die alle Ewigkeit in sich trägt. Wie ich ihn nenne bleibt mein Geheimnis.