Sonntag, November 24, 2024
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Willst du mit mir gehen?

Online Dating erfreut sich seit einigen Jahren über enormen Zuwachs. Es existieren eine Vielzahl von Anbietern, die sich zum Teil spezialisieren – sei es nun national, international oder nach Gesuch wie etwa Freundschaften, Romanzen oder rein körperlichen Kontakten.

Bereits 2003 ergab eine Emnid-Studie, dass Singlebörsen hinter Arbeitsplatz und Freundeskreis als die drittwichtigste Möglichkeit zur Partnersuche angesehen werden. Dadurch hat sich auch ein großes Geschäftsfeld entwickelt. Etwa lag der Umsatz der deutschen Singlebörsen – auf die auch von Österreich massiv zugegriffen wird – im Jahr 2008 bei 65,6 Millionen Euro. 2011 erzielte die Branche bereits 202,8 Millionen Euro. Damit stellt Deutschland nach dem Vereinigten Königreich den zweitgrößten europäischen Markt, der insgesamt satte 811 Millionen Euro beträgt.

Nicht nur Singles sehen Kontaktbörsen als Chance sondern auch Sozialwissenschaftler. Daher gibt es jede Menge intelligenter Studien – wie etwa von der Universität Bamberg aus dem Jahr 2008 – dazu wie alt der überwiegende Anteil der Suchenden ist (Anfang 30), wie sich die Geschlechterverteilung verhält (2/3 männlich) oder wie hoch das Bildungsniveau ist (Männer haben überdurchschnittlich oft einen Hauptschulabschluss; Frauen öfters Abitur). Die Daten wurden nach wissenschaftlichen Methoden erhoben und können dadurch auch ausgelegt und interpretiert werden. Ich will nicht sagen, dass ihnen dadurch der Charme genommen wird, aber manchmal kann man die Zahlen auch für sich sprechen lassen.

Die beste Kontaktbörse der Welt

Mit diesem Motto rühmt sich die amerikanische Kontaktbörse OkCupid. Die Website bietet umfangreiche Kommunikationsmöglichkeiten und ist eine der wichtigen Plattformen für Menschen die in Subkulturen leben. Das Besondere daran ist jedoch, dass die Kompatibilität zweier Menschen mittels kollektiv erstellter Fragen berechnet wird. Genau dieses Verfahren macht die Datensätze von OkCupid sozialwissenschaftlich interessant.

Vor einiger Zeit veröffentlichte das Datingportal eine Auswertung oder besser gesagt Gegenüberstellung einiger, auf den ersten Blick unzusammenhängenden Daten. Aus den mehr als 776 Millionen Antworten die OkCupid gesammelt hat, lassen sich dennoch interessante Zusammenhänge beobachten und Schlussfolgerungen ziehen. Die Wissenschaftliche Methode sei dahingestellt.

Komplexes First Date

Die Person welche die Fragen stellt, lenkt das Gespräch. Ohne Ratschläge für die erste Verabredung geben zu wollen, kann man sagen, dass die richtigen Fragen nicht nur zu einer netten Unterhaltung führen, sondern man auch etwas über sein Gegenüber erfahren kann.

Bevorzugst du Menschen in deinem Leben die einfach oder komplex sind?

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Mit einer Quote 2:1 bevorzugen politisch liberal gesinnte Menschen komplexe Charaktere in ihrem Leben und vice versa.

Magst du den Geschmack von Bier?

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Der Geschmack von Bier steht offenbar in direktem Zusammenhang mit der Bereitschaft bei der ersten Verabredung miteinander zu schlafen. Die Wahrscheinlichkeit der Bereitschaft für Sex beim ersten Date ist für Bierliebhaber um ganze 60% höher.

Stören dich Grammatikfehler?

© OkCupid
Die Auswertung der Fragen zeigt: Ist die Antwort „nein“ ist die Wahrscheinlichkeit für sie oder ihn, zumindest mittelmäßig religiös zu sein etwas höher als 2:1.

Attraktivität ist relativ

Die landläufige Meinung ist: Je attraktiver, desto begehrter. Doch die Gegenüberstellung von Attraktivität zu empfangenen Nachrichten relativiert diese These. OkCupid behält es sich dabei vor – und entschuldigt sich auch dafür – zu Gunsten der Objektivität, sich auf weibliche Profilbildanalysen zu beschränken. Sämtliche Daten wurden nach ethnischen Gruppen, Alter, Wohnort, Online-Aktivität, etc. angepasst. Der einzige Unterschied liegt in der Bewertung des Attraktivität.

© OkCupid
Ein kurzer Blick auf das Chart zeigt, dass die Anzahl der empfangenen Nachrichten nicht proportional mit den Bewertungen der Profilbilder in Zusammenhang steht.

© OkCupid

© OkCupid
Wo liegt der Unterschied? Warum bekommen diese beiden Frauen unterschiedlich viele Nachrichten?

© OkCupid

© OkCupid
Die Frau auf dem oberen Bild ist etwas attraktiver bewertet worden. Die Frau auf dem unteren Bild hat sogar um 142% öfter die schlechteste Bewertung erhalten und bekommt trotzdem drei mal so viele Nachrichten. Ein Blick auf die detaillierte OkCupid Bewertungsskala lässt einen Trend erkennen: Herrscht über das Aussehen der Person Einigkeit, halten sich die Nachrichten in Grenzen, haben die Bewertungen mehr Variation, so erhöht sich die Anzahl der Nachrichten.

Es ergeben sich also Thesen:

  • Je mehr über das Aussehen Uneinigkeit herrscht, desto begehrter ist die Person.
  • Männer tendieren dazu Frauen zu ignorieren die vorwiegend „hübsch“ bewertet wurden.
  • Glauben einige Männer eine Frau sei hässlich wirkt sich das zu ihren Gunsten aus.

Homosexualität ist keine Gefahr

Ein großer Teil der homophoben Denkweise ist die Angst davor von homosexuellen Menschen belästigt oder gar „bekehrt“ zu werden. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Freud dieses Konzept Schwanzangst nannte. Nach dem Vergleich von über vier Millionen Kompatibilitäts-Suchen kam OkCupid zu folgenden Ergebnissen:

  • Nur 0,6% der homosexuellen Männer haben jemals nach Heterosexuellen gesucht.
  • Nur 0,1% der homosexuellen Frauen haben jemals nach Heterosexuellen gesucht.
  • Nur 0,13% der Profilbesucher von Heterosexuellen sind homosexuell.
  • Im ganzen Datenset befand sich kein einziger homosexueller Single der oder die bevorzugt nach Heterosexuellen gesucht hätte.

Die nächste falsche Annahme: Homosexuelle haben mehr Sexpartner. Der Median von angegebenen Sexpartnern:

  • Heterosexuelle Männer: 6
  • Homosexuelle Männer: 6
  • Heterosexuelle Frauen: 6
  • Homosexuelle Frauen: 6

In absoluten Zahlen:

45% der Homosexuellen hatten 5 oder weniger Partner (44% bei Heterosexuellen)
98% der Homosexuellen hatten 20 oder weniger Partner (99% bei Heterosexuellen)

Sportliches Detail am Rande: lediglich 2% der Homosexuellen Menschen hatten 23% des von dem Webportal erfassten homosexuellen Geschlechtsverkehrs.

Heteros sind Homos

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Verteilung von Menschen (Männer und Frauen kombiniert) die gleichgeschlechtlichen Koitus hatten.

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Verteilung von Männern die gleichgeschlechtlichen Koitus hatten.

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Verteilung von Frauen die gleichgeschlechtlichen Koitus hatten.

Ich denke das sind auffällig hohe Zahlen:

  • 1 von 3 Frauen hatte bereits Geschlechtsverkehr mit einer anderen Frau.
  • Von denen die keinen hatten hätte eine von vier Frauen gerne Geschlechtsverkehr mit einer anderen Frau.

Bonus:

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Sex ist lustig

Das erste Date ist überstanden, die Attraktivität ist in einem verträglichen Rahmen und die sexuelle Gesinnung deckt sich. Nun steht der Beischlafstatistik nichts mehr im Weg. Hier treffen die wirklich harten Fakten aufeinander:

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Wie ich schon immer vermutet habe, mit Sport geht alles leichter: Die Wahrscheinlichkeit für Frauen die keine körperliche Betätigung mögen, Schwierigkeiten bei der Erlangung von sexuellen Höhepunkten zu haben ist doppelt so hoch als bei Frauen die Sport mögen.

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Ganz interessant ist auch der Zusammenhang von Schlüsselwörtern in Profilbeschreibungen und der Bevorzugung von groben Sex beziehungsweise sanften Sex. Dabei auffällig: Die Vorlieben ändern sich indirekt proportional zum Alter, sowie in geschlechterspezifisch entgegengesetzte Richtungen:

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Ich denke dieses Chart braucht keine Erläuterung. Schade finde ich, dass nicht genauer auf diätische Vorlieben eingegangen wurde. Vegane, rohkost, oder paläolithische Ernährungsweisen wurden nicht berücksichtigt.

 

Leser die über Twitter hier gelandet sind, sollten das nächste Chart überspringen!
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Regelmäßige Twitter-User haben kürzere Beziehungen als alle Anderen. Leider gibt es keine Daten darüber wer wen verlässt. Bei der Gelegenheit darf ich darauf hinweisen: Wir freuen uns über Retweets und Diskussionen @TriftMag

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…steht wohl in direktem Zusammenhang mit der oberen Grafik. Laut OkCupid zieht sich dieser Trend durch alle Altersgruppen und Geschlechter. #qualitytime

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Da sprach Juda zu Onan: Gehe zu deines Bruders Weib und nimm sie zur Ehe, dass du deinem Bruder Samen erweckest. Aber da Onan wusste, dass der Same nicht sein eigen sein sollte, wenn er einging zu seines Bruders Weib, ließ er’s auf die Erde fallen und verderbte es, auf dass er seinem Bruder nicht Samen gäbe. Da gefiel dem Herrn übel, was er tat, und er tötete ihn auch. | Gen 38, 8-10 #noqualitytime

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Sexuelles Verlangen, Selbstbewusstsein, Alter und Figur in Zusammenhang. Wohl gemerkt, die Angaben zur Figur sind von den jeweiligen Usern selbst. Dabei wird „skinny“ eher mit sportlich assoziiert und „curvy“ mehr auf der molligen Seite. Der Schnitt aller Daten zeigt, dass diese Frauen den Höhepunkt ihres sexuellen Verlangens Mitte 20 haben, die nächsten 20 Jahre dann mehr oder weniger konstant bleiben und dann in den Keller krachen.

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Detaillierte Daten der männlichen User zeigen 3 Auffälligkeiten:

  • Praktisch keine Männer verwenden die Begriffe „kurvig“ oder „vollschlank“ als Selbstbeschreibung.
  • Männer haben unabhängig der körperlichen Konstitution das gleiche maximale sexuelle Verlangen.
  • Das Wichtigste für Männer scheint lediglich nicht übergewichtig zu sein. Alle anderen Körperbauten haben relativ gleiche Daten.

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Geld besitzt einen sehr viel stärkeren Einfluss auf Sex als Kultur und Religion. Grundsätzlich gilt: Je höher das Bruttoinlandsprodukt, desto höher die Anzahl der Menschen die nach Gelegenheitssex suchen. So weit ich das beurteilen kann, decken sich diese Daten mit der Maslowschen Bedürfnishierarchie.

Elefanten

Trotz der schönsten Statistiken denke ich, man sollte das Thema nicht zu stark theoretisieren sondern sich ein Beispiel an Elefanten nehmen: Wenn man sich mag, ist kein Hindernis zu groß.

(Wikimedia Commons)
Elefantenpärchen – wahrscheinlich im Real Life kennen gelernt. (Wikimedia Commons)

Alle Grafiken © OkCupid