Die Wissenschaft hat wieder einmal gezeigt, was die gemeine Volkskultur schon lange wusste: Gesichter anstarren macht high!
Ein Psychologenteam der Universität Urbino untersuchte letztes Jahr was passiert, wenn sich zwei Personen bei schwachem Licht zehn Minuten in die Augen starren. Anhand einer sehr klein angelegten Studie (20 Probanden) kamen sie zu dem verblüffenden Ergebnis, dass sich das Wahrnehmung der Studienteilnehmer derart veränderte, als stünden sie unter dem Einfluss von bewusstseinsverändernden Drogen: Farben veränderten sich, Töne wurden lauter oder leiser als üblich empfunden, und die betrachteten Gesichter verwandelten sich teils in Fratzen, teils in Verwandte. JedeR zweite erkannte das eigene Gesicht im Gegenüber. Die Psychologen sprechen von einer „leichten dissoziativen Störung“, einem Zustand, bei dem Personen den Bezug zur Realität verlieren oder gar Erinnerungslücken auftreten.
Im britisch-amerikanischen Volksglauben kennt man dieses Phänomen schon lange. Die Legende spricht von Bloody Mary, einem Geist, einem spirituellen Wesen, das einen kurzen Blick in die Zukunft erlauben kann. Die Geschichte erzählt, dass junge, unverheiratete Frauen Bloody Mary mit einem Ritual herbeiriefen, damit sie ihnen das Gesicht ihres zukünftigen Ehemanns zeigte. Dazu mussten sie in einem verdunkelten Haus rückwärts eine Treppe hinaufsteigen, sich mit einer Kerze in der Hand vor den Spiegel stellen und hineinstarren, während sie drei Mal Mary flüstern sollten. Der Spiegel soll ihnen den zukünftigen Bräutigam, oder aber auch blutüberströmte Gestalten oder einen Totenschädel gezeigt haben.
Wehe dem, der die Zukunft wissen will! Dissoziative Störungen und Halluzinationen wirken als Erklärung für dieses Phänomen weitaus weniger bedrohlich.
Quellen / Weiterführende Links
- Bloody Mary bei en.wikipedia
- Caputo, G.B.: Dissociation and hallucinations in dyads… bei psy-journal.com