Zwei sich liebende Menschen liegen im Gras und blicken in die Sterne. Wenn in dieser Situation die klischeebehaftete Meldung folgt „Siehst du den Großen Wagen?“ , dann kann man bereits folgendes vermuten: Die Zwei befinden sich auf der Nordhalbkugel und kommen wahrscheinlich aus dem deutschsprachigen Raum. In weiten Teilen der südlichen Hemisphäre wäre der große Wagen nämlich nicht zu sehen, und wenn, dann würde er anders heißen.
Die Internationale Astronomische Union (IAU) kennt heute 88 verbindlich festgelegte Sternbilder. Die meisten von ihnen, 47 an der Zahl, wurden bereits im Jahr 150 n.Chr. vom Griechischen Gelehrten Ptomemäus beschrieben und benannt. Den Figuren, die er am nordischen Nachthimmel erkannte, verpasste er Namen aus dem Tierreich oder der griechischen Mythologie. So kennen wir bis heute die Sternbilder als Fische, Löwe, Rabe, Herkules, Kassiopeia, o.ä. Im deutschen Sprachraum wird dabei ein Teil des Großen Bären als Großer Wagen bezeichnet.
Viele der Sternbilder können nur von der Südhalbkugel gesehen werden. Deswegen wurden viele Sternbilder, die nicht auf Ptolemäus zurückgehen, erst Jahrhunderte später offiziell festgeschrieben. So fügten im 16. und 17. Jahrhundert Petrus Plancius, Johann Bayer und Johannes Hevelius 23 Sternbilder hinzu, bis Nicolas Louis de Lacaille um 1750 den Südhimmel um 17 weitere Sternbilder bereicherte.
De Lacailles Fantasie war jedoch von ganz anderen kulturellen Einflüssen geprägt. Er benannte die von ihm beschriebenen Sternbilder hauptsächlich nach technischen Innovationen. Beobachtet also ein Liebespaar von Kapstadts Tafelberg aus den Sternenhimmel, so würde es beispielsweise den Kiel des Schiffs, das Winkelmaß, das Mikroskop, den Chemischen Ofen oder die Luftpumpe sehen.
So kennt zumindest die westlich-europäische Kultur den Sternenhimmel. Auch die meisten anderen Kulturen kennen und kannten Namen und Symbole für die imaginären Figuren am nächtlichen Himmel. Dass diese von anderen Vorstellungen geprägt sind und waren, ist naheliegend. Bei den Azteken war beispielsweise der Feuerbohrer ein bedeutendes Sternbild.
Das Sternbild zeigt einen Mann, der durch das Drehen eines Holzbohrers auf einem Brett Feuer entfacht. Alle 52 Jahre fand unter diesem Sternbild eine Zeremonie statt, bei der ein Mensch geopfert und dessen Herz entfernt wurde. An die Stelle seines Herzens wurde anschließend ein Stück Holz gelegt, das mit dem Feuerbohrer entzunden wurde. Ob „Siehst du den Feuerbohrer?“ damals auch romantisch aufgefasst wurde, bleibt dahingestellt.
Weiterführende Links / Quellen
- Sternbild auf de.wikipedia
- Liste der Sternbilder auf de.wikipedia
- Ptolemäus auf de.wikipedia
- Did the Aztecs know of different star constellations…? auf mexicolore.co.uk
- New Fire ceremony auf en.wikipedia
Der Chemische Ofen… i prack mi o! :-D