Samstag, Dezember 21, 2024
Diary

Wenn der Parasit zum Wirt wird

Euderus Set (via galileo.tv)

Dass Wespen ihren Nachwuchs auch mal parasitär aufziehen, konnte man schon in „Zombies sind frischer“ lesen. Ein Forscherteam rund um die Biologen Kelly Weinersmith und Scott Egan, von der Rice-University, Minnesota, USA, haben nun eine Wespenart entdeckt, die ihr parasitäres Gelege in einen Parasiten legt.

Als Wirtsparasit dient eine Gallwespe (Bassettia pallidla), die ihre Brut in die verholzten Teile von Eichen legt. Diese ernährt sich als Larve von pflanzlichen Nährgewebe, das sie durch Veränderung der Eiche wuchern lässt. Wenn sie vollends entwickelt ist, frisst sich die Gallwespe durch die Rinde ins Freie.

Das Forscherteam – von links Egan, Liu, Weinersmith (via news.rice.edu)

Egan und Weinsmith entdeckten 2014 am Golf von Florida eine Wespenart, die sie nach dem altägyptischen Gott des Chaos und des Verderbens, Seth, Euderus Set nannten. Dieser ist eigen, das Gelege der Gallwespe aufzuspüren und ihre Nachkommenschaft in den Gallwespennachwuchs zu legen. Der heranwachsende Parasit der E. Set, von seinen Entdeckern auch crypt-keeper wasp, also Grabwächter Wespe, genannt, bringt die Gallwespenlarve dazu, sich verfrüht nach draußen durchzubeißen und außerdem den Gang zu schmal zu machen, so, dass die Gallwespe bei dem Versuch in die Freiheit zu gelangen, mit dem Kopf ins Freie kommt, dann, aber im Loch stecken bleibt.

 

Die Grabwächterwespenlarve ernährt sich anschließend von den Innereien der Gallwespe und verlässt nach abgeschlossener Entwicklung ihren Wirt durch den ins Freie schauenden Kopf. Versuche der Forscher zeigten, dass, wenn der Kopf noch mit Borke bedeckt ist, die Sterblichkeit bei E. Set dreimal höher liegt, was die Notwendigkeit des Parasitierens verdeutlicht.

Schematischer Ablauf (via news.rice.edu)

Die ausgewachsene Wespe ist ein sehr farbenprächtiges, metallic-schimmerndes, jedoch sehr kleines Wesen. So wird für die Grabwächter Wespe eine Größe zwischen 1,2 und 2,3 Millimeter angegeben.

Besonders ist dieser Fund auch, da parasitärer Befall von Parasiten, mehrstufiger Parasitismus, so der Fachbegriff dafür, bis jetzt in der Natur äußerst selten beobachtet wurde.
Also werte Leser, bloß nicht den Kopf durch ein zu kleines Loch stecken, es könnte etwas durch ihre Schädeldecke schlüpfen.

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