Zum Jahreswechsel berichteten wir von einer der wohl wichtigsten christlichen Reliquien, der Heiligen Vorhaut Jesu. Mit dem Besitz der „hochheiligen Vorhaut Christi“, die in Kirchenkreisen auch „sancta praeputia“ oder „heilige Tugend“ genannt wird, rühmten sich im Laufe der Jahrhunderte immerhin 13 verschiedene Kirchenstätten. So herrschte angeblich zwischen Rom und Antwerpen schärfste Konkurrenz um den wahren Besitz der Reliquie.
Der ab dem 12. Jahrhundert in Antwerpen stationierten Vorhaut wurde zugesprochen, Wunder wirken zu können, nachdem der Bischof von Cambrai drei Bluttropfen aus ihr fallen sah. Die Römische Vorhaut machte jedoch eine derart große Konkurrenz, dass der Antwerpener Klerus mit öffentlichen Präsentationen der Reliquie warb, bei der zwar nicht die ganze, doch ein beachtliches Stück gezeigt wurde, die „notanda portiuncula“. Für die Echtheit der römischen Reliquie verbürgte sich hingegen die Nationalheilige Schwedens, die heilige Britta, der diese Information anscheinend von der heiligen Gottesmutter Maria persönlich zugeflüstert wurde.
Ein italienischer Freund, Jacopo, erzählte mir unlängst, er wisse zu diesem Thema nur, dass die heilige Katharina von Siena die sancta praeputia als Ring getragen habe. Während einer Ekstase der heiligen Katharina soll ihr Jesus seine Vorhaut als Vermählungsring geschenkt haben. Aufgrund der Tatsache, dass der Ring anscheinend nur für Katharina selbst sichtbar gewesen war, ist heute in San Domenico zu Siena auch nur der Fingerknochen von Katharina aufbewahrt – nebst ihrem Kopf, wohlgemerkt.