Am Freitag nächster Woche gedenken Christen in aller Welt dem Tod Jesu Christi am Kreuz. Der Glaube besagt, dass er freiwillig, in Erwartung seiner Auferstehung, die Schuld und Sünde aller Menschen auf sich nahm. Gottes Liebe endet nicht mit dem Vergehen der sterblichen Hülle. Das Kruzifix symbolisiert bis heute dieses Opfer Christi.
Das scheint nicht immer so gewesen zu sein. Die Auferstehung Christi stand zwar von Anfang an im Zentrum der Glaubenslehre, seinem Kreuzigungstod wurde erst später eine derartige Bedeutung zugemessen. Da bis ins vierte Jahrhundert n. Chr. gekreuzigt wurde, taugte das Symbol nicht zur Identifikation mit dem Glauben und erinnerte eher an schändliche Verbrechen als an ein Opfer des Gesandten Gottes.
Gestützt wird diese Theorie dadurch, dass eine der ältesten je gefundenen Darstellungen von Jesus am Kreuz eine Karikatur ist. Das Alexameno-Graffiti bzw. graffito blasfemo wurde vermutlich zu Beginn des dritten Jahrhunderts in die Wand eines römischen Internats eingeritzt. Es zeigt eine ans Kreuz geheftete, menschliche Figur mit Eselskopf und einen jungen Mann, der seine Hand als Geste der Verehrung hebt. Darunter steht sinngemäß geschrieben: „Alexamenos betet seinen Gott an“. Der Eselskopf spielt dabei auf ein zu dieser Zeit verbreitetes, abwertendes Vorurteil gegenüber Juden und Christen an, sie würden einen Esel als Gott anbeten.
Zeiten ändern sich, Bedeutungen wandeln sich. Wenn sich also die christliche Kirche nächste Woche mit Kreuzigungsdarstellungen an die Erlösung der Menschheit durch Jesu Christi erinnert, werden sich auch viele Menschen mitfreuen, die weniger gläubig sind. Es ist Freitag, die Osterfeiertage stehen vor der Tür, und Jesus erlöst uns am Montag von der Erwerbsarbeit. Auch wenn TGIF („Thank God It’s Friday“) nicht seine letzten Worte waren.