Comicverfilmungen boomen. Allerlei Helden brechen neben dem Willen der Bösewichte auch Rekorde an den Eintrittskassen der Kinos. Vermutlich ist dieses Modell so erfolgreich, weil es einfach ist: Es gibt Gute, es gibt Böse, es gibt Unschuldige, die beschützt werden müssen, und Welten und Werkzeuge, die einfach nur fantastisch sind. Wer den mühseligen Alltag lebt, findet hier für rund 120 Minuten Zuflucht und Rettung.
Auch in den 1960er Jahren schlug eine Comicverfilmung hohe Wellen. Barbarella punktete jedoch nicht mit grauen Szenarien, düsteren Helden und übermenschlichem Pathos, sondern mit Sex. Die Protagonistin rettet in ferner Zukunft die Galaxie vor dem bösen Durand-Durand, der den jahrhundertelang bestehenden Frieden bedroht. In einer Zeit ohne strenger Sexualmoral lernt sie auf ihrer Reise die Vorzüge der körperlichen Liebe zu schätzen, heilt einen flugunfähigen Engel mit ausgiebigem Beischlaf, und zerstört die teuflische „Lustorgel“ des gemeinen Wissenschaftlers mit ihrem sexuellem Durchhaltevermögen.
Wie manch andere Comicadaptionen dieser Zeit, man denke an die Batman&Robin-Fernsehserie, nimmt sich Barbarella nicht besonders ernst. Der von Kitsch durchzogene Film lebt von seiner aufreizenden Hauptdarstellerin, eigenartigen Sets und Kostümen, sowie der psychedelischen Musik, die den Streifen unterstreicht. Sonst geht’s nicht um viel. Jane Fonda spielt die unschuldige, schamlose Heldin – und alles wird gut.
Und doch brachte Barbarella einige Steine ins Rollen. Jane Fondas Karriere hob nach 1968 richtig ab, Paco Rebanne wurde als Kostümdesigner weltberümt, und die mediale Enttabuisierung von Sex im deutschsprachigen Raum wurde maßgeblich vorangetrieben. Die österreichische Filmszene war inspiriert und erzeugte ähnliche Sci-Fi-Erotikfilmchen wie den 1974 veröffentlichten „Ach jodel mir noch einen“. Die erfolgreiche New-Wave-Band Duran Duran verdankt ihren Namen dem Bösewicht von Barbarella, und erst 2003 wirkte Nina Proll als Barbarella im gleichnamigen Musical.
Ob der Film nun sehenswert ist, ist schwer zu sagen. Vielleicht geht er als „so schlecht, dass er wieder gut ist“ durch. Wer Peter Jacksons Braindead mag, mit Koyaanisqatsi leben kann und nicht zu verklemmt ist, findet mit Barbarella sicher eine witzige Abwechslung zu den opulenten Über-Drüber-Comictrarafilmen, die derzeit regelmäßig über die Leinwände flimmern.
Weiterführende Links
- Barbarella bei rottentomatoes.com
- Barbarella bei den Bühnen Wien
- Duran Duran auf en.wikipedia
- Barbarella (Film) auf de.wikipedia
Hört sich großartig an!