Sonntag, September 29, 2024
Diary

Deutsche Sprache, schwere Sprache #2

Bäurin (Künstler: Wilhelm Frey, Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei)
Bäurin (Künstler: Wilhelm Frey, Quelle: Wikimedia Commons)
Bäurin (Künstler: Wilhelm Frey, Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Dass man in Österreich nur bedingt mit Deutsch als Muttersprache aufwächst, haben wir hier vor einiger Zeit schon thematisiert. Es finden sich aber immer wieder gute Beispiele, an denen man zeigen kann, wie weit die regionalen Dialekte vom Standarddeutsch abweichen können. Oft besitzen die Dialekte nicht nur eigene Vokabel, sondern auch manch‘ spezielle Laute.

Weit verbreitet in Österreich ist der Laut ɶ, der in Wörtern wie [Saɶ:] verwendet wird, was in Deutsch wohl „Seil“ bedeutet, und irgendwie zwischen Ö und Ü gesprochen wird. Nicht so verbreitet, existieren in einigen Dialekten stark nasale Laute, die in ihrer Aussprache fast dem Französischen ähneln. Ein Satz, den die Großmutter eines guten Freundes vor ihrem Haus stehend einmal gesagt haben soll, liefert hierzu ein wunderbares Beispiel.

Hier zu lesen in der Originalvariante aus dem kleinen Tal nahe der Palten, aus dem die besagte Großmutter stammt, einmal in verallgemeinerter Ennstaler-Version, und einmal in (deutschem) Deutsch:

  • Öühü iss‘ haasn haasn

 

  • Do ent’n iss fost aper

 

  • Dort drüben ist es nahezu schneefrei

Bemerkenswert ist die Aussprache des Wortes „Öühü“, das fast gänzlich durch die Nase gesprochen wird, und in Lautschrift circa so aussieht: [œ̃ũħũ:]. Für die, die Französisch sprechen, wäre das œ̃ vermutlich zu betonen wie im Wort „un“ (dt. ein). Für viele Österreicher und Deutsche bleibt das Wort unmöglich auszusprechen – doch Unicode sei Dank können wir es zumindest schreiben.