Samstag, Dezember 21, 2024
Diary

Deutsche Sprache, schwere Sprache #3

Sprach- und Kulturgemeinschaft?
Sprach- und Kulturgemeinschaft?

Es ist mir bis heute unerklärlich, warum sich die FPÖ kaum mit den deutschen Migranten in Österreich auseinandersetzt. Die Mehrheit der Nicht-Österreicher in Österreich sind immerhin deutsche Staatsbürger, und laut dem „Handbuch freiheitlicher Politik“ lehnt die Partei „Bis auf weiteres … jegliche Zuwanderung ab“.

Vielleicht liegt es daran, dass die Freiheitlichen Österreich als Teil „der deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft“ ansehen. Das hört sich zwar nett an, doch erklärt das Handbuch nicht, was darunter zu verstehen sein soll. Man könnte spekulieren, dass die deutsche Kulturgemeinschaft heute das Betreiben von Atomkraftwerken, absolutes Rauchverbot in öffentlichen Räumen und Lohndumping à la Hartz IV umfasst. Damit hat die FPÖ bis jetzt aber kaum geworben.

Was die Sprache betrifft, so stelle ich gemeinsam mit meinen deutschen Freunden (in Österreich) immer wieder fest, dass eine Sprachgemeinschaft oft nur bedingt vorliegt. Wenn mir „etwas taugt“ (gefallen), ich einen „Patschen habe“ (Platten) oder „Patschen anhabe“ (Hausschuhe), „mich geniere“ (schämen) oder „in eine Lacke hupf'“ (Pfütze) kann das mitunter unverstanden bleiben. Auch für offizielle Schreiben ist manchmal eine Übersetzung fällig, denn in Deutschland kennt man Wendungen wie „in Evidenz halten“ (im Auge behalten bzw. zur späteren Verwendung aufbewahren), oder Begriffe wie „Aviso“ (Vorankündigung) anscheinend nicht. Von den Unterschieden bei der Bezeichnung von Lebensmittel, Marillen und Aprikosen, etc., fang‘ ich jetzt gar nicht an zu berichten.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die FPÖ jemals Kurse für österreichisches Deutsch gefordert hätte. So wird das Essen halt immer „leckerer“ und beim Arbeiten „bekommt man einen Schiefer ab“, anstatt sich „an Spaü einz’ziagn“ – und ich tappe weiterhin im Dunkeln, was mit der „deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft“ genau gemeint sein soll. Solange mir das kein Parteifunktionär erklären kann, amüsier‘ ich mich weiter mit den wunderbaren und bereichernden Früchten unseres nationalitätenbunten Österreichs.

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