Seit die Steiermark im 12. Jahrhundert zum Herzogtum erhoben wurde, wird ihr Wappen von einem flammenspeienden Panther geziert. Die Flammen, die er durch den Rachen ausstößt, repräsentierten süße und betörende Düfte, die der Panther verströmt, nachdem er aus seinem dreitägigen Schlaf erwacht. So die Mythologie.
Ab dem 16. Jahrhundert dürfte sich der Sinngehalt der Flammen jedoch auch auf die kriegerische und wehrhafte Natur des Panthers (und des Landes) bezogen haben. Es wurde zu einem bedeutenden Charakteristikum in der Darstellung des steirischen Panthers, dass die Flammen nunmehr aus immer mehr Körperöffnungen schossen. Diese Vermutung wird zumindest von einem auf das Jahre 1523 datierten, anonymen Zweizeiler gestützt:
Nemo Styrorum Pantheram tangere tentet
Ructat abore ignem posteriusque cacat.
(Niemand wag‘ es, den Panther der Steirer mit Arglist zu reizen,
Feuer versprüht sein Maul, Feuer der Hintere auch)
So spie der steirische Panther in den meisten Darstellungen auch aus After und Phallus eine Feuerfontäne, quoll also vor Macht und süßen Düften derart über, dass keine Öffnung Einhalt gebot. Im Jahr 1926 wurde der Panther jedoch seiner Potenz beraubt, denn die Flammen aus After und Phallus wurden als zu obszön eingestuft und aus der offiziellen Version des Wappens verbannt. Der steirische Panther wurde damit symbolisches Opfer des Prozesses der Zivilisation: Zeitgleich mit der gesellschaftlichen Verdrängung körperlicher Ausscheidungsfunktionen aus der Öffentlichkeit in das Reich des Schamgefühls, musste nunmehr auch der Panther seine „natürlichen Körperfunktionen“ verstecken. Heute lässt er seine süßen Düfte vermutlich nur noch zuhause ab.
Weiterführende Links
- „Das Wappen der Steiermark“ aus dem Landesarchiv Steiermark (pdf)
- Steirisches Wappen bei de.wikipedia