Als ich klein war, lebte ein Junge namens Pavel in unserer Nachbarschaft. Er war ein sehr zurückhaltender Charakter und hatte kaum Freunde. Vor einigen Jahren traf ich ihn, und er erzählte mir, dass er beschlossen habe zu verschwinden – er wolle sein Leben künftig in einer Kommune auf einer der Kapverdischen Inseln verbringen. Auf meine Frage nach dem Grund für diesen Entschluss kramte er ein altes Tagebuch hervor und übergab es mir mit der Aussage, das ich alles verstehen würde, „wenn du DAS nur liest“. Da wir Pavel wohl nie wieder sehen werden und er sowieso meinte, ich könne mit dem Tagebuch machen, was ich wolle, wird es nun hier Stück für Stück veröffentlicht. Denn ich (alleine) verstehe nicht ganz, was ihn wohl bewegt hat.
Liebes Tagebuch, dies ist ein sondereintrag;
ich habe heute gott getroffen… eine seltene erfahrung… ha! ihr hinduisten, atheisten, faschisten, …. es gibt doch einen gott! (es könnte auch mehrere geben… ich habe nur den einen hier getroffen). als ich ihn traf, war ich entsetzt – man wird verdammt falsch darauf vorbereitet… gott! es passierte kein erdbeben, ich sah kein licht, ich sah keine göttliche aura-verdammt ich spürte nicht einmal eine! … liebes tagebuch, du denkst jetzt sicher, gott war gekommen, um mich in sein reich zu holen… aber nein! er wollte mich gesund machen! die einzige bedingung war… ich musste ihm meine seele zusprechen… (… das war natürlich ein scherz-glaubst du echt gott hätte so ordinäre wünsche) – nein! ich sollte ihm einen ‚blasen‘ – doch ich war zu stolz, und ausserdem war es mir zuwider gott sexuelle befriediung zu verschaffen, wo ich doch selbst auch keine erfahre! ……. nein nein! nein!!! …. sollte ich ihm mit meinen augen einen runterholen! ha! gott ist ein arsch, er wusste genau, dass ich nur meine augen bewegen konnte! verdammtes arschloch!…. natürlich bemerkte er, der alte mann mit grauem bart, dass dies ein scherz war, und ich ihm doch keinen ‚blasen‘ müsste; — so heilte er mich dann, ließ mir seine visitenkarte da, und fuhr‘ gen himmel auf! (himmel ist für einen schwerbehinderten relativ anders … es wäre schon die liftfahrt in den nächsten stock solch eine himmelfahrt..) …. ICH KONNTE WIEDER LAUFEN! toll… ich wollte alles nachholen, was ich versäumt hatte – zuerst musste ich natürlich noch onanieren, … dann schnurstracks raus aus diesem verdammten krankenhaus! – wieder an die gute Stadtluft – frei sein! und ‚frei sein‘ dachte ich mir auch noch, wie ich diesen dumpfen knall hörte und mich ein laster rammte! – alles war aus, ein Weltbild war für mich zusammengebrochen – und meine füsse! na gut, liebes tagebuch, ich schreibe also später weiter….