Wer das neueste Meisterwerk von Pixar bereits gesehen hat, weiß natürlich sofort Bescheid, was es mit dem titelgebenden Ausruf auf sich hat. Wer nicht, sollte jetzt in dem Moment mit dem Lesen aufhören und sich vor den Fernseher setzen und den Film anschauen.
Luca also. Über die Handlung will ich hier gar nichts verraten, weil es nur ein Vorteil sein kann, so ahnungslos an den Film ranzugehen, wie ich es getan habe. Ich bin ja grundsätzlich ein Fan davon, als Rezipient*in die weiße Leinwand zu geben, auf die das konsumierte Werk ohne Einschränkungen durch irgendein Vorwissen oder irgendwelche Annahmen frei drauflos pinseln kann.
Nur so viel: Luca erzählt im Wesentlichen die Geschichte von zwei Jungs im kleinen italienischen Küstenstädtchen Portorosso (eine hübsche Verbeugung vor dem Miyazaki-Meisterwerk Porco Rosso, das man auch unbedingt gesehen haben sollte). Es ist Sommer. Und Vespas spielen eine wichtige Rolle.
Viel wichtiger als die Handlung: Obwohl der Film bei Pixar in Kalifornien entstand, ist er durch und durch italienisch. Regie führte der Italiener Enrico Casarosa, der in der Geschichte Erinnerungen an seine eigene Kindheit verarbeitete. Übrigens: Was für ein Name! Was für ein Klang! So was gibt es nur in Italien. Bei uns würde der Mann Heinz Rothäusl heißen. Aber ich glaube, ich schweife ab.
Jedenfalls versprüht der Film in jedem Bild so viel 60er-Jahre-Rivieraflair, dass mir beim Zuschauen förmlich der Duft von Espresso, Meer und Pasta in die Nase gestiegen ist. Und überall in Portorosso verbergen sich liebevolle Details – ich hab mich vor allem auf die Filmplakate konzentriert und bestimmt noch längst nicht alles mitbekommen. Überhaupt ist Luca ein optischer Hochgenuss und orientiert sich gefühlt stärker als bisherige Pixar-Filme am Stil des grandiosen japanischen Studio Ghibli. Im Gegensatz zu dessen Werken erzählt Luca zwar keine epische Geschichte, aber es ist ein Film voller Herz und Gefühl und so wie Portorosso und seine Bewohner: einfach zum Verlieben.
Mein Fazit: Ein Film wie ein Sommerflirt in Lignano. Luftig, heiter, harmlos, nicht lebensverändernd, aber ein wunderschönes Erlebnis, an das man mit warmen Gefühlen zurückdenkt. Nur notorische Italienhasser werden damit vielleicht nicht ganz glücklich. Aber wer Italien nicht mag, ist im Leben vermutlich generell nicht sehr glücklich.
Ach ja, so viel sei zum Schluss noch verraten: Bruno, das ist die mahnende, vorsichtige, zaghafte Stimme der Vernunft in uns, die die beiden Jungs mit „Silenzio, Bruno!“ zum Schweigen bringen, wenn sie mal wieder was Abenteuerlich-Verrücktes vorhaben. Und ich bin sehr sicher, dass dieser Ausruf auch in meinen aktiven Wortschatz übergehen wird.
Luca ist (derzeit nur) auf Disney+ zu sehen.